In einer wenig beachteten, aber äusserst wichtigen Entwicklung beanspruchen die Vereinigten Staaten nun einen riesigen Teil des Meeresbodens, der doppelt so gross ist wie Kalifornien. Laut der am 19. Dezember veröffentlichten Medienmitteilung des US-Aussenministeriums (DOS) umfasst das Gebiet „etwa eine Million Quadratkilometer, verteilt auf sieben Regionen“ und „birgt viele Ressourcen“.
Die 80 Millionen reichsten Menschen* verursachen gleich viele Treibhausgase wie vier Milliarden ärmere. Es braucht faire Steuern.
Das reichste Prozent der Weltbevölkerung verursachte 2019 so viele klimaschädliche Treibhausgase wie die fünf Milliarden Menschen, die die ärmeren zwei Drittel ausmachen. Genauer gesagt, verursacht ein Milliardär durch gesteigerten Konsum, häufigere Flugreisen, Luxusvillen, Megajachten und Privatjets so viel Treibhausgase wie eine Million Menschen zusammen. Zu diesem Schluss kommt der von der Entwicklungsorganisation Oxfam vorgestellte Bericht «Climate Equality: A Planet for the 99 Percent».
Allein in Deutschland verursachte das reichste eine Prozent der Einwohner insgesamt 83 Tonnen CO2-Emissionen pro Kopf und Jahr. Das ist fünfzehn Mal mehr als die ärmere Hälfte der deutschen Bevölkerung, auf die nur 5,4 Tonnen CO2–Emissionen pro Kopf und Jahr entfällt.
Zum reichsten Prozent der Weltbevölkerung gehörten im Jahr 2019 Personen mit einem Jahreseinkommen von mehr als 140’000 Dollar, in Deutschland betraf dies Personen mit einem Jahreseinkommen von mehr als 256’000 Euro (280’000 Dollar).
Kommentar: Ich bin der Meinung, dass wir uns die Superreichen nicht leisten. Ebenso bin ich der Meinung, dass die Verantwortung nicht allein auf die Superreichen abgeschoben werden soll. Wir alle können unser Verhalten überdenken und nach Möglichkeit anpassen, um ein gutes Leben zu haben und gleichzeitig mit der Erde schonend umgehen. Dazu ist gründliches Überdenken der eigenen Verhaltensmuster und Bedürfnishintergründe wichtig und unumgänglich.
Der Markt zur Kompensation von Treibhausgas-Emissionen boomt. Vorne dabei sind ausgerechnet Händler von fossilen Energieträgern.
Erdgas mit dem Etikett «CO2-neutral» oder Beton mit dem Label «Netto-Null»: Die Liste der scheinbar klimaneutralen Konsumgüter ist in den letzten Jahren immer länger geworden. Der buchhalterische Kniff hinter dem CO2-Ausgleich besteht darin, dass ein Treibhausgase emittierender Akteur – sei es ein Unternehmen, eine Einzelperson oder ein Land – dafür bezahlt, dass ein anderer Akteur seine Emissionen vermeidet, verringert oder auf null setzt. So können sich Unternehmen nach ihrem Gutdünken auf dem Markt profilieren, indem sie sich ihren Kunden gegenüber als engagierte Klimaschützer präsentieren, ohne dabei ihre eigenen Emissionen zu senken. Der freiwillige CO2-Markt, der zwischen einem regelrechten Boom und der jüngsten, durch Greenwashing-Vorwürfe ausgelösten Vertrauenskrise hin- und herpendelt, befindet sich an einem Scheideweg.
«Biodiversität» ist ein kaltes Wort. Und auch die Fachleute spüren: Es braucht Emotionen, um unsere Lebensgrundlagen zu schützen.
[...] «Für ein Fünftel der bekannten einheimischen Arten in der Schweiz liegt eine Einschätzung des Aussterberisikos vor», steht im Vorwort des vom Bundesamt für Umwelt im vergangenen Frühjahr publizierten Synthese-Berichts zur sogenannten Roten Liste. «Je kleiner und fragmentierter das besiedelte Gebiet ist und je rascher der Bestand zurückgeht, desto höher ist die Gefährdungsstufe.» Das hat zum Teil mit agrarpolitischem Versagen zu tun und erweist sich nicht zuletzt für den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit als relevant. Das ist an einer nachhaltigen Landwirtschaft ernsthaft Interessierten längst bekannt. In einem Sonderheft von «Hotspot», einer 2000 vom Forum Biodiversität Schweiz gestarteten Zeitschrift, wurde zwar vor zwei Jahren das bei uns vorbildlich ausgebaute «Biodiversitätsmonitoring» gewürdigt, das «in einzelnen Fällen» politische Prozesse beeinflussen und so zum Schutz beitragen konnte. Doch diese Anstrengungen müssten verstärkt, die Visionen rasch umgesetzt werden. [...]
In einem Liter Flaschenwasser schwimmen durchschnittlich 240’000 Plastikpartikel, fanden Forschende aus den USA.
Forschende der University of Columbia haben herausgefunden, dass Flaschenwasser weitaus mehr Plastik enthält, als bisher angenommen. In ihrer im Januar im Magazin «PNAS» publizierten Studie untersuchten die Forschenden das Wasser dreier gängiger US-Wassermarken aus Plastikflaschen.
Pro Liter Wasser fanden sie durchschnittlich 240’000 Plastikteilchen. Der grösste Teil davon war Nanoplastik aus PET (Polyethylenterephthalat). Das sind PET-Stückchen, die weniger als ein Mikrometer (0,001 Millimeter oder 1000 Nanometer) gross sind. Die Nanoplastik-Partikel stammen wahrscheinlich aus Abrieb von Deckel und Flaschenhals, der beim Öffnen und Wiederverschliessen entsteht. Damit hat sich 2021 schon einmal eine Studie beschäftigt.
Ein Zehntel der ultrakleinen Teilchen waren aus PA (Polyamid), PS (Polystyrol), PVC (Polyvinylchlorid) und PMMA (Polymethylmethacrylat). Ein Teil davon könnte aus Wasserfiltern stammen.
Im Skandal um illegale Behandlungsmethoden beim Nahrungsmittelriesen Nestlé gibt es neue Enthüllungen.
Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé hat den Einsatz verbotener Behandlungsmethoden von Mineralwassern zugegeben. Und die Ereignisse um diesen Skandal weiten sich aus.
Nestlé Waters gestand nach Enthüllungen von Medien ein, verbotene Aktivkohlefilter und Ultraviolettlicht bei den französischen Marken Perrier, Vittel, Hépar und Contrex eingesetzt zu haben, wie das Wirtschaftsportal muula.ch berichtete.
[Red. Aktivkohlefilter und Ultraviolettlicht sorgen zwar dafür, dass das Wasser einwandfrei geniessbar ist. Aber im Gegensatz zum Trinkwasser schreibt der Gesetzgeber vor, dass Mineralwasser aus reinen Quellen stammen muss und nicht behandelt werden darf. Sonst kann man auch aufbereitetes Trinkwasser, das vielerorts ein Minimum an Mineralien enthält, als Mineralwasser teuer verkaufen.]
Behörden schauen zu
Doch nun weitet sich die ohnehin schon unangenehme Angelegenheit nochmals aus. Auch in der Schweiz kam das gesetzeswidrige Verhalten nämlich zum Einsatz, wie die Westschweizer Zeitung «Le Temps» herausfand und der Nahrungsmittelriese umgehend bestätigte.
Unter der Kontrolle der kantonalen und eidgenössischen Behörden habe Nestlé Waters Schweiz die Aktivkohlefilter in seiner Fabrik in Henniez VD per Ende 2022 entfernt, hiess es. Zudem seien in der Fabrik in Henniez nie ultraviolette Systeme verwendet worden, erklärte das Unternehmen. Warum die Schweizer Behörden die Öffentlichkeit nicht informiert haben, muss nun noch geklärt werden.
Während Biden Milliarden in die Atomenergie versenkt, schliessen sich Mitglieder der historischen Clamshell Alliance zusammen, um eine neue Welle des Anti-Atom-Widerstands zu entfachen.
Von Arnie Alpert
Als 1979 der Atomreaktor auf Three Mile Island in Pennsylvania innerhalb weniger Augenblicke von einem technischen Wunderwerk zu einem Haufen radioaktiver Trümmer wurde, herrschte im Büro der Clamshell Alliance in Portsmouth, New Hampshire, Hochbetrieb. Ich arbeitete damals dort und nahm Anrufe von Aktivist:innen und Journalist:innen aus der ganzen Welt entgegen. Alle wollten unsere Meinung hören, da wir in den Jahren zuvor mit unseren gewaltfreien Demonstrationen gegen den Bau des Kernkraftwerks Seabrook an der Spitze einer wachsenden sozialen Bewegung gestanden hatten.
Von der Verhaftung von 18 Einwohner:innen von New Hampshire bei unserem ersten Akt des zivilen Ungehorsams im Jahr 1976 über mehr als 1.400 Verhaftungen im darauf folgenden Frühjahr bis hin zu einer genehmigten Kundgebung, an der 1978 rund 18.000 Demonstrant:innen teilnahmen, löste die Clamshell Alliance eine Anti-Atomkraft-Rebellion an der Basis aus, die die Botschaft „No Nukes“ in Gemeinden im ganzen Land und in die Populärkultur brachte.
Mit dieser Grundlage hat Three Mile Island unsere Botschaft auf die nächste Stufe gehoben. Der Gedanke, dass „Atomkraft eine schlechte Art der Stromerzeugung ist“, wurde bald in den gesamten Vereinigten Staaten zum Allgemeinwissen. Jeder, von Wall-Street-Tycoons über Kongressmitarbeiter:innen bis hin zu normalen Wähler:innen, verstand nun, dass das Versprechen der Atomindustrie, sichere, saubere und erschwingliche Energie zu erzeugen, ein Betrug war.
Leider ist dieses Verständnis in den letzten Jahren langsam erodiert, da die Industrie daran gearbeitet hat, ihr Produkt als Antwort auf die Klimakatastrophe anzupreisen. Jetzt, da die Regierung Biden Milliarden in die Kernenergie steckt und der Kongress kurz vor der Verabschiedung eines Gesetzes zur Lockerung der behördlichen Auflagen für neue Reaktoren steht, streben die Atombetrüger ein Comeback an.
„Ob sie es nun eine ’nukleare Renaissance‘ oder eine ’nukleare Aufklärung‘ nennen, Atomkraftwerke sind nicht die Antwort auf die Klimakrise“, sagte Paul Gunter, der zu den ersten 18 Clamshell-Mitgliedern gehörte, die 1976 in Seabrook verhaftet wurden.
Heute ist Gunter Co-Direktor von Beyond Nuclear, einer gemeinnützigen Interessengruppe mit Sitz in Takoma Park, Maryland, und sagt: „Atomkraftwerke sind einfach zu teuer, brauchen zu lange für den Bau und bieten zu viele Möglichkeiten für katastrophale Unfälle.“
Wenn es um gesundheitsschädigende Stoffe wie Glyphosat oder PCB geht, stehen Industrieinteressen über dem Gesundheitsschutz.
Selbst wer die Zeitung nicht täglich und aufmerksam liest, wird wissen, was Glyphosat ist. Es ist ein Pflanzenschutzmittel. Menschen schützt es nicht, im Gegenteil. In den USA jagt ein Prozess den anderen, wo die Tochterfirma des Bayer-Konzerns namens Monsanto für Krebserkrankungen, die Glyphosat verursachte, haftbar gemacht wird und Entschädigungen in astronomischer Millionenhöhe zahlen muss.
In Europa ist der Kampf zwischen Menschen- und Umweltschützern auf der einen Seite gegen mächtige Konzern-Lobbyisten auf der anderen Seite aber nach wie vor unentschieden. Immer wieder fällt die Europäische Kommission durch befristete Verlängerungen der Zulassung von Glyphosat auf und bestreitet schlicht, dass diese Chemikalie Krebs verursacht. Zuletzt Ende 2023 wurde die Zulassung von Glyphosat um weitere zehn Jahre verlängert.
Der Gefahr von Krebserkrankungen, die man im Prinzip zunächst bestreitet, wird durch die Vorschrift eines fünf Meter breiten Pufferstreifens am Rand eines mit Glyphosat behandelten Feldes Rechnung getragen: ein Witz! So kann Monsanto diesen Giftstoff munter weiter produzieren.
Bayer und Monsanto haben aber noch ganz andere Giftpfeile im Köcher. Seit 1929 haben sie einen Giftstoff namens PCB hergestellt. Diese polychlorieren Biphenyle gehören zu dem «dreckigen Dutzend» hochgiftiger Chlorverbindungen, deren Produktion und Verwendung mit einem UN-Abkommen 2001 weltweit verboten wurde. Sie sind krebserregend, erbgutschädigend, verursachen hormonelle Veränderungen und embryonale Fehlbildungen. Über siebzig Jahre lang haben Bayer und Monsanto viele Milliarden mit PCB verdient. Hunderttausende von Tonnen wurden besonders im Baugewerbe verwendet. Jetzt ist es zum Glück schon seit über zwanzig Jahren verboten. Wir können aufatmen! Zwar spät, aber eben doch sind wir jetzt vor diesem katastrophalen Giftstoff endlich geschützt.
Aber sind wir das wirklich?
Against the guidance of scientific advisory panels, the EPA is relying on industry-backed tests to relax regulations on acephate, which has been linked to neurodevelopmental disorders. “It’s exactly what we recommended against,” one panelist said.
Soiled seas and huge shareholder dividends: where has the £64bn borrowed by firms since privatisation gone?
Ein aufschlussreicher Artikel zum Thema Neoliberalismus, der Privatisierung öffentlicher Dienste und den daraus entstehenden katastrophalen Folgen.
Deutschland ist damit das dritte EU-Land, das den Zusammenhang zwischen Spritzmitteln und der degenerativen Krankheit anerkennt.
Wie und warum Parkinson genau entsteht, weiss man noch immer nicht. Fest steht aber, dass Menschen, die viel mit Pestiziden hantieren, ein deutlich höheres Risiko haben, daran zu erkranken.
Nach Italien und Frankreich erkennt nun auch Deutschland Parkinson als Berufskrankheit an. Ein ärztlicher Sachverständigenrat hat die Krankheit in Verbindung mit Pestiziden zur Aufnahme in die deutsche Berufskrankheitenverordnung empfohlen. Als Berufskrankheit anerkannt werden kann Parkinson bereits, seit der Antrag am 20. März gestellt wurde.
Betroffen sind vor allem Gärtner:innen, Landwirte, Winzerinnen und anderen Berufsgruppen, die häufig mit Pestiziden arbeiten. Die Anerkennung als Berufskrankheit hat für Erkrankte mehrere Vorteile, unter anderem eine höhere Rente oder finanzielle Unterstützung bei Therapien.
Sie haben Angst, sind aber entschlossen, weiter zu kämpfen. Hier ist, was sie gesagt haben.
Jedes Jahr werden unglaubliche 60.000 Tonnen gebrauchte Kleidung nach Chile verschifft. Nach neuesten UN-Zahlen ist Chile der drittgrösste Importeur von Secondhand-Kleidung weltweit. Einige dieser Kleidungsstücke werden auf Second-Hand-Märkten weiterverkauft, aber mindestens 39.000 Tonnen landen illegal in der Atacama-Wüste. Die Wüste ist eines der beliebtesten Reiseziele des Landes und berühmt für ihre überirdische Schönheit und die Möglichkeit, Sterne zu beobachten . Doch für diejenigen, die in der Nähe der Mülldeponien leben, ist sie zu einem Ort der Verwüstung geworden.
Riesige Deponie unverkaufter Billigmode - zum Standort auf Google Maps
Massnahmen gegen die "Last Generation" könnten eine "immens abschreckende Wirkung" auf den Klimaprotest haben, sagen Aktivisten.
Fünf Mitglieder von Letzte Generation, dem deutschen Pendant zu Just Stop Oil, wurden wegen „Bildung einer kriminellen Vereinigung“ angeklagt, ein Schritt, der laut Bürgerrechtsaktivisten die zukünftige Unterstützung der Klimakampagne faktisch kriminalisieren könnte.
Mirjam Herrmann, 27, Henning Jeschke, 22, Edmund Schulz, 60, Lukas Popp, 25, und Jakob Beyer, 30, wurden nach § 129 StGB angeklagt. Es wird angenommen, dass es das erste Mal ist, dass das Gesetz auf eine gewaltfreie Protestgruppe angewendet wird.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft des Landes Brandenburg beziehen sich die Vorwürfe auf mehr als ein Dutzend „Angriffe“ auf Ölraffinerien, den Flughafen Berlin-Brandenburg und das Museum Barberini in Potsdam zwischen April 2022 und Mai 2023.
Zu den Vorfällen gehören Proteste, bei denen Anhänger der Gruppe versuchten, Ölpumpstationen zur Raffinerie abzuschalten, Landebahnen am Flughafen blockierten und Kartoffelpüree auf ein Ölgemälde von Monet warfen.
Die Staatsanwälte sagten, die Anklage betreffe eine Untergruppe von „Letzte Generation“, einer deutschlandweiten Kampagne, die in den letzten zwei Jahren zu Tausenden von Festnahmen geführt hat.
„Es besteht hinreichender Verdacht, dass die fünf Angeklagten mit anderen Mitgliedern dieser Untergruppe über einen längeren Zeitraum hinweg vereinbart haben, gemeinsam Straftaten zu begehen“, hiess es. „Der Personenzusammenschluss war nicht nur auf eine längere Dauer angelegt, sondern diente auch der Verfolgung eines übergeordneten gemeinsamen Interesses.“
Die Aktivisten sagen, alle ihre Proteste seien offen, rechenschaftspflichtig und gewaltlos gewesen und bestritten die Anwendung eines derart drakonischen Gesetzes gegen sie.
„Dies ist das erste Mal in der deutschen Geschichte, dass eine Klimaprotestgruppe, die Massnahmen des friedlichen zivilen Ungehorsams anwendet, als kriminelle Organisation angeklagt wird“, sagte Herrman.
„Dieser Vorwurf ist besonders gefährlich für die Demokratie und das Recht auf friedlichen Protest, weil er das verfassungsmässige Recht auf Protest, Meinungsfreiheit und politische Versammlung in ein Verbrechen verwandelt, nur weil im Zuge des zivilen Ungehorsams gegen einige Gesetze verstossen wurde.“
Kommentar: fortschreitender Faschismus als Ergebnis des Neoliberalismus
Der chinesische Agrokonzern mit Sitz in Basel klagt immer noch vor Bundesverwaltungsgericht gegen das Verbot seines Fungizids.
Gegen den Willen von Syngenta dürfen die Behörden jetzt endlich darüber informieren, dass das pilztötende Chlorothalonil von Syngenta und seine Abbauprodukte «wahrscheinlich krebserregend» sind. Das hat das Bundesverwaltungsgericht entschieden. Deshalb kann das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen den vorgesehenen Höchstwert von 0,1 Mikrogramm für Abbauprodukte von Chlorothalonil im Trinkwasser jetzt endlich durchsetzen.
Noch im Jahr 2020 verordnete das Bundesverwaltungsgericht in einem Entscheid als «vorsorgliche Massnahme», dass das Bundesamt seine Information «wahrscheinlich krebserregend» löschen muss. Das Gericht wollte verhindern, dass Syngenta wegen der allfällige unzutreffenden Informationen einen geschäftlichen Schaden erleidet. Vorsorge zugunsten von Geschäftsinteressen gewichtete das Gericht höher als die Vorsorge vor gesundheitlichen Schäden.
Nach fast vier Jahren (!) hat das Bundesverwaltungsgericht diese «vorsorgliche Massnahme» jetzt aufgehoben. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen reagierte am 22. Mai sofort: «Damit haben die Trinkwasserversorger die klare Vorgabe, dass Chlorothalonil-Abbauprodukte im Trinkwasser 0,1 Mikrogramm pro Liter nicht überschreiten dürfen. Das BLV hat die Weisung an die Kantone entsprechend aktualisiert.»
Im Jahr 2019 hatten die EU und die Schweiz das pilztötende Chlorothalonil verboten. Wahrscheinlich krebserregende Rückstände dieses Fungizids fanden sich längst im Trinkwasser. Gegen das Verbot in der Schweiz legte Syngenta Beschwerde ein und zog diese bis heute nicht zurück. Der Fall sei vor dem Bundesverwaltungsgericht immer noch hängig, berichteten Tamedia-Zeitungen.
Betroffene sind den Behörden ausgeliefert
Obwohl es um Krankheits- und Todesrisiken geht, sorgen die Behörden nicht für Transparenz. Wie bei Medikamenten halten Hersteller und Behörden die Rohdaten der Zulassungsstudien auch von Pestiziden unter Verschluss. Die Behörden geben sogar ihre eigenen ausführlichen Beurteilungen der Zulassungsunterlagen nicht heraus, weil die Unterlagen angeblich schützenswerte Geschäftsinteressen der Hersteller enthalten.
Deshalb können aussenstehende Experten diese Studien nicht kritisch überprüfen. Es bleibt das blinde Vertrauen in die Zulassungsbehörden. Das hat sich schon öfter als fatal erwiesen.
Karin Bauer zeigte in einem Dokumentarfilm des Schweizer Fernsehens diesen Missstand im März 2022 auch am Beispiel des Fungizids Chlorothalonil auf. Infosperber berichtete darüber.
Krebsverdacht schon vor bald 50 Jahren
Abbauprodukte (Metaboliten) dieses Fungizids werden seit einigen Jahren sogar im Schweizer Trinkwasser nachgewiesen. «Es ist davon auszugehen, dass diese Verunreinigungen [mit Abbauprodukten von Chlorothalonil] die Grundwasser-Qualität noch während Jahren in grösserem Ausmass beeinträchtigen werden», erklärte das Bundesamt für Umwelt im Jahr 2020 (siehe Infosperber: «Vergiftung des Trinkwassers»).
Hier die unglaubliche Geschichte dieses Pflanzenschutzmittels:
Chlorothalonil kam während Jahrzehnten im Getreide- und Gemüseanbau sowie auf Rebbergen und auf Golfplätzen zum Einsatz. Die Herstellerin Syngenta erzielte damit Milliardenumsätze.
1970: Die Schweiz lässt das erste Fungizid mit dem Wirkstoff Chlorothalonil zu.
1978: In einer Studie des US-Krebsinstituts heisst es: «Chlorothalonil war in Rattenversuchen krebserregend. Die Ratten entwickelten Nierentumore.» Das Fungizid sei «ein potenzielles Risiko für den Menschen».
1983: Christian Schlatter, Professor am toxikologischen Institut der ETH, meinte allgemein zur Zulassung von Pestiziden (Pflanzenschutzmittel gegen Insekten oder Pilze) am Fernsehen: «Pflanzenschutzmittel, die Krebs erzeugen könnten, werden gar nicht zugelassen. Sie werden vorher durch intensive Untersuchungen an Modellsystemen und auch mit Tierexperimenten auf ihre Krebswirksamkeit abgeklärt.» Schlatter hatte auch bei Holzschutzmitteln wiederholt Sand in die Augen gestreut (siehe Erich Schöndorf: «Von Menschen und Ratten», Verlag Die Werkstatt, 1998).
2011: Die EU und die Schweiz verschärfen die Zulassungsbedingungen. Es muss kein Beweis mehr vorliegen, dass ein Pestizid bei Versuchstieren tatsächlich Krebs verursacht. Künftig genügt es, dass ein Pestizid als «wahrscheinlich krebserregend» eingestuft wird, um es zu verbieten.
2016: Die EU unterzieht Chlorothalonil einer neuen Bewertung.
2019 April: Die EU verbietet Chlorothalonil. Hauptgrund war die Verseuchung des Grundwassers durch Abbauprodukte mit «einem hohen Risiko für Amphibien und Fische». Und Chlorothalonil sei ein «karzinogener Stoff der Kategorie 1B». 1B bedeutet «wahrscheinlich krebserregend». Die EU-Mitgliedländer dürfen eine Aufbrauchfrist bis maximal 20.5.2020 gewähren.
2019 Dezember: Das Bundesamt für Landwirtschaft BLW verbietet Chlorothalonil: Ab 1.1.2020 gilt ein Verkaufsverbot. Eine Aufbrauchfrist erlässt das BLW nicht. Begründung: Das Fungizid sei «wahrscheinlich krebserregend» und es könne «nicht ausgeschlossen werden, dass gewisse Abbauprodukte dieses Fungizids langfristig negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben».
Reaktion von Syngenta: «Wir sind enttäuscht, dass die Schweizer Behörden beschlossen haben, die Zulassung für Chlorothalonil zu widerrufen.» Syngenta erhebt wegen «Rufschädigung» Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht.
2020: Das Bundesverwaltungsgericht gibt einem Begehren von Syngenta in einem Zwischenentscheid statt: Die Behörden dürfen nicht mehr verbreiten, Chlorothalonil sei «wahrscheinlich krebserregend». Erst jetzt im Mai 2024 hebt das Bundesverwaltungsgericht den Maulkorb-Entscheid auf.
Ein endgültiger Entscheid über das Verbot von Chlorothalonil von 2020 steht immer noch aus. Das neu zuständige Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV erwartete einen Entscheid darüber in der zweiten Jahreshälfte 2022.
Unterdessen ist es Mai 2024 geworden.
Die Kantonschemiker tappten im Dunkeln
Abbauprodukte von Chlorothalonil belasten nicht nur viele Grundwasservorkommen, sondern an vielen Orten auch das Trinkwasser.
Die Kantonschemiker, welche dafür sorgen sollten, dass das Trinkwasser einwandfrei bleibt, konnten während Jahrzehnten gar nicht untersuchen, ob Abbauprodukte von Chlorothalonil im Trinkwasser vorhanden sind. Denn sie können im Labor nur nach Substanzen suchen, von denen sie wissen, dass es sie gibt.
Der Grund: In den eingereichten Unterlagen für die Zulassung müssen die Hersteller zwar angeben, zu welchen Abbauprodukten oder Metaboliten ein Pestizid führt. Doch diese Informationen behandelten die Behörden in der Schweiz als Geschäftsgeheimnis der Hersteller und informierten die Kantonschemiker jahrelang nicht darüber.
Erst in den letzten paar Jahren gab das BLW auf Druck der Kantonschemiker einzelne Abbauprodukte einiger Pestizide bekannt. Erst dann konnten Kantonschemiker das Grund- und Trinkwasser nach diesen Abbauprodukten untersuchen. Für eine Veröffentlichung der vollständigen Pestizidberichte mit Angabe sämtlicher Abbauprodukte «fehlt die rechtliche Grundlage», beschied das BLV dem Fernsehen.
Entweder ist dies eine hanebüchene Auslegung der Gesetzesverordnungen oder das industriefreundliche Parlament muss endlich über seinen Schatten springen und eine vollständige Veröffentlichung aller Zulassungsdaten vorschreiben.
Es passt ins Bild, dass die Behörden in der Schweiz nach eigenen Angaben nicht wissen, wie gross die Belastung der Bevölkerung mit Pestiziden und anderen Chemikalien ist.
Was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss.
Die Schweizer Regierung nimmt ihre Verantwortung zum Klimaschutz nicht wahr und setzt sich über ein wegweisendes Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) hinweg. Damit untergräbt sie die Autorität des Menschenrechtsgerichtshofs und missachtet die Rechte von Menschen, die in der Schweiz am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffen sind, kritisiert Amnesty Schweiz.
«Der Bundesrat bekennt sich zwar formell zur Europäischen Menschenrechtskonvention. Aber die Weigerung, das EGMR-Urteil zu den KlimaSeniorinnen ernst zu nehmen und die notwenigen Massnahmen zum Klimaschutz einzuleiten, ist eine klare Missachtung des Gerichtshofs und schwächt die durch ihn garantierten Menschenrechte. Die Klimakrise ist eine der grössten Bedrohungen der Menschenrechte. Der Bundesrat muss deutlicher für Klimaschutz und Menschenrechte einstehen», sagt Alexandra Karle, Geschäftsleiterin von Amnesty Schweiz.
Weiterlesen auf Amnesty International
Kernkraft sei teuer, riskant und langsam, sagt Ramana. Warum, fragt er in seinem neuen Buch, setzen sich Regierungen dann immer noch dafür ein?
Man könnte meinen, die Atomkraftdebatte sei so gut wie entschieden. Natürlich gibt es immer noch einige Neinsager, aber die meisten vernünftigen Menschen sind zu der Erkenntnis gelangt, dass wir im Zeitalter der Klimakrise – neben Wind- und Solarenergie – kohlenstoffarme Kernenergie brauchen, um den Übergang von fossilen Brennstoffen zu erleichtern. Im Jahr 2016 waren 400 Reaktoren in 31 Ländern in Betrieb. Eine Schätzung geht davon aus, dass Mitte 2023 ungefähr die gleiche Anzahl in Betrieb sein wird und 9,2 % der weltweiten kommerziellen Bruttostromerzeugung ausmacht. Aber was wäre, wenn dieser Optimismus tatsächlich falsch wäre und die Atomkraft ihr Versprechen niemals einlösen könnte? Das ist das Argument des Physikers MV Ramana in seinem neuen Buch. Seiner Meinung nach ist Atomkraft teuer und gefährlich und der Ausbau dauert zu lange. Nuklear, so der Titel des Werks, sei keine Lösung.
Dies war nicht das Buch, das Ramana, Professor an der University of British Columbia, schreiben wollte. Die Probleme mit der Atomkraft seien so „offensichtlich“, wettete er, dass sie nicht näher erläutert werden müssten. Aber mit der Anleitung seines Herausgebers erkannte er seinen Fehler. Selbst in der zeitgenössischen Umweltbewegung, die neben der Antikriegs- und Anti-Atomkraft-Bewegung entstand, gibt es Konvertiten. Prominente Umweltschützer, die angesichts der Klimakrise verständlicherweise verzweifelt sind, halten es für rational und vernünftig, die Kernenergie als Teil unseres Energiemixes zu unterstützen.
Aber mit einem Doktortitel in Physik und einem früheren Buch, in dem er untersucht, warum Indiens Atomprogramm nicht funktioniert hat und nicht funktionieren wird, ist Ramana nicht nur mit den moralischen, sondern auch mit den technischen und praktischen Argumenten gegen die Atomkraft bestens vertraut. Er legt diese in seinem neuen Werk dar und untersucht dann, was er ursprünglich untersuchen wollte: Warum Regierungen und Unternehmen trotz der überwältigenden Beweise gegen die Atomkraft weiterhin in sie investieren.
Wenn wir online sprechen, geht er mir zuvorkommend und detailliert auf die Probleme ein. In Kanada ist es schon 23 Uhr vorbei, aber Ramana, der enthusiastisch und umgänglich ist, erklärt geduldig und sorgfältig, warum er jede Rechtfertigung, die ich ihm vorlege, für falsch hält.
Am dringendsten sei vielleicht, dass die Risiken der Atomkraft zu gross seien, sagt er. Die Technologie funktioniert in dem Sinne, dass Reaktoren in Betrieb sind und Strom produzieren, sagt Ramana, aber sie ist nicht stabil. In der Physik gibt es sogenannte auftauchende Eigenschaften, und wir wissen, wie sich Atome verhalten, aber wenn man eine Gruppe von ihnen zusammenfügt, sagt er, "fangen sie an, Dinge zu tun, die die einzelnen Atome alleine nie tun". Technologie sei ähnlich, sagt er und beruft sich dabei auf die Arbeit des Sozialwissenschaftlers Charles Perrow. Wenn Sie verschiedene Elemente von Kernreaktoren zusammenbringen, können sie auf unvorhersehbare Weise zusammenarbeiten. Wenn Sie beispielsweise einen Sicherheitsmechanismus für eine Komponente hinzufügen, wird das System komplexer, was die potenziellen Ursachen für neue Unfälle erhöht.
Obwohl grössere Störungen selten sind, steigt die Wahrscheinlichkeit ihres Auftretens durch "extreme Wetterbedingungen aufgrund des Klimawandels", sagt Ramana, und werden durch Kostensenkungsmassnahmen von Unternehmen, denen das Endergebnis am Herzen liegt, erhöht.
Für einige Umweltschützer war Fukushima ein Wendepunkt. Wo Tschernobyl als Warnung vor der nuklearen Gefahr verstanden wurde, kam es hier zu einer erheblichen Katastrophe, aber niemand erhielt eine tödliche Strahlendosis; Wenn das so schlimm ist, wie es nur geht, gibt es vielleicht nicht so viel Grund zur Sorge, zumal sich die Technologie seitdem verbessert hat, seit sie gebaut wurde? Nicht so, sagt Ramana. "Es besteht ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Ihrer Strahlenexposition und Krebs", sagt er und fügt hinzu, dass es "keine Beweise" dafür gebe, "dass unterhalb eines bestimmten Schwellenwerts kein Krebsrisiko besteht". "Das Fehlen von Beweisen", sagt er, "ist kein Beweis für das Fehlen."
Auf diese Weise werde Atomkraft nicht an Gemeinden verkauft, in denen Kraftwerke stehen, sagt er. Was sagen Regierung und Industrie einer Gemeinde wie Wylfa auf Anglesey (Ynys Môn), wo vom Bau eines weiteren Atomkraftwerks die Rede war? Dass eine geringe Wahrscheinlichkeit besteht – klein, aber nicht null –, dass es zu einem Unfall kommt, der dazu führt, dass Sie Ihr Zuhause verlassen müssen und möglicherweise nie wieder zurückkommen? Oder dass es völlig sicher ist? Es sei fast immer Letzteres und das sei einfach nicht ehrlich, sagt er. Die sicherste Annahme ist, dass Strahlung selbst in den niedrigsten Konzentrationen gefährlich ist. Dies gilt auch für Abfälle, die Hunderttausende von Jahren radioaktiv bleiben und derzeit auf längere Sicht nicht sicher entsorgt werden können, sodass sie irgendwann die Biosphäre kontaminieren könnten.
Was ist mit dem Argument, dass die Industrie den Menschen Arbeitsplätze bietet, die sie brauchen, und so viele Menschen auf der ganzen Welt mit Energie versorgen könnte, die derzeit darauf verzichten? Wer sind wir in der entwickelten Welt, um dem im Weg zu stehen? Atomkraft schafft pro erzeugter Energieeinheit weniger Arbeitsplätze als erneuerbare Energien, sagt er in dem Buch, und wenn es um letztere geht, sind die Arbeitsplätze geografisch stärker verteilt. Was die weltweite Bereitstellung enormer Energiemengen anbelangt, sagte er, dass die Kernenergie nicht schnell genug ausgebaut werden könne, um "dem Tempo zu entsprechen, mit dem die Welt ihre CO2-Emissionen senken muss" oder um diejenigen schnell zu versorgen, die dies nicht tun. Die Planung und der Bau eines Kernkraftwerks dauert mindestens 15 bis 20 Jahre und wäre in den vielen Ländern, die derzeit nicht über die entsprechende Infrastruktur verfügen, wahrscheinlich deutlich schwieriger.
Abschliessend möchte Ramana darauf hinweisen, dass die Atomenergieindustrie nur dank staatlicher Unterstützung überlebt. Durch Stromrechnungen und Steuern zahlt die Öffentlichkeit häufig einen erheblichen Betrag für den Bau und Betrieb von Kernkraftwerken sowie für die Lagerung der Abfälle. Regierungen gewähren ausserdem Subventionen, verzerren die Strommärkte zugunsten der Atomkraft und bauen so enge Beziehungen zur Industrie auf, dass sie am Ende ihre Propaganda wiederholen, sagt er.
Einer der Hauptgründe dafür, dass Regierungen so viel Geld in die Kernenergie stecken, liegt darin, dass sie eng mit Atomwaffen verknüpft sind, die angeblich die Sicherheit und Stärke eines Landes garantieren, sagt Ramana. "Technisch gesehen bedeutet der Besitz eines Kernreaktors, dass man über mehr Kapazitäten zur Herstellung von Atomwaffen verfügt", sagt er, auch durch austauschbares Personal.
Aber wo die Atomkraft der Aufgabe nicht gewachsen ist, sind es die erneuerbaren Energien, sagt Ramana und verweist auf die Statistiken. Der Anteil der weltweiten Energieerzeugung durch Kernreaktoren ist von geschätzten 16,7 % im Jahr 1997 auf 9,2 % im Jahr 2022 gesunken, was vor allem auf die Kosten und die langsame Inbetriebnahme zurückzuführen ist. Mittlerweile erzeugten Wind- und Solarenergie im ersten Halbjahr 2024 30 % des gesamten Stroms in der EU, wodurch die Rolle fossiler Brennstoffe schrumpfte. Die Internationale Energieagentur geht davon aus, dass erneuerbare Energiequellen bis 2028 über 42 % der weltweiten Stromerzeugung ausmachen werden.
Erneuerbare Energien müssen nicht zu ungeplanten Stromausfällen führen, wie oft behauptet wird, wenn das Stromnetz auf eine vielfältige Anzahl von Quellen und eine verbesserte Speicherung zurückgreifen würde. "So bekommen wir Wasser in unsere Wasserhähne", sagt Ramana, "auch wenn es nicht die ganze Zeit regnet."
Das heisst nicht, dass erneuerbare Energien ein Allheilmittel sind. Auch sie haben Folgen für die Umwelt und die Gesundheit, sagt Ramana in dem Buch, und können die Ausbeutung von Menschen, Land und Ressourcen beinhalten. "Die Welt muss ihren Materialdurchsatz reduzieren, indem sie weniger produziert und verbraucht", sagt er.
Wir sprechen über den Tag der britischen Parlamentswahlen im Juli, und ich möchte wissen, was er dieser neuen Labour-Regierung raten würde, die begeistert davon spricht, dass das Land eine "Supermacht für saubere Energie" werden soll. Er zögert nicht. Erstens: Verzichten Sie auf den Bau neuer Kernkraftwerke. Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass sich Sizewell C von Hinkley Point C unterscheiden wird. Zweitens betreibe man damit "den falschen technologischen Weg" und statt in kleine modulare Reaktoren zu investieren – die seiner Meinung nach im Grossen und Ganzen die gleichen Probleme haben wie ihre grösseren Pendants – sollte man sich ganz auf erneuerbare Energien und Speicherung konzentrieren. Drittens ist es nicht machbar, bestehende Kernkraftwerke morgen abzuschalten, aber die Minister sollten jetzt mit der Planung dafür beginnen. Letztlich, sagt er, sollte die Regierung akzeptieren, dass die grossen Versprechen der Kernenergie nicht wahr werden und auch nicht wahr werden können.
"Die Sonne wandelt Kernenergie aus ihrem Kern in die Energie des Sonnenlichts um", schrieb der Physiker Keith Barnham im Jahr 2014. Das bedeutet, so der Autor Richard Seymour, "dass sich die Frage stellt, ob wir, anstatt auf der Erde Kernreaktoren zu bauen, auf den Kernfusionsreaktor im Kern der Sonne zurückgreifen können". Ramanas Antwort lautet: Ja. Nicht nur, weil wir es können, sondern weil wir es müssen.
Nuclear is Not the Solution: The Folly of Atomic Power in the Age of Climate Change by MV Ramana ist jetzt erhältlich
Der Skandal um mit illegalen Methoden behandeltes Nestlé-Mineralwasser weitet sich nochmals aus.
Natürliches Mineralwasser kommt klar und kühl aus den Tiefen der Erde und muss kaum behandelt werden, denn es ist von «ursprünglicher Reinheit». So steht es im Gesetz. Erlaubt sind nur wenige Methoden.
UV-Licht und Aktivkohlefilter gehören nicht dazu. Genau diese hat Nestlé aber verwendet. Das zeigten Recherchen der französischen Zeitung «Le Monde» im Januar. Betroffen waren die Marken Perrier, Vittel, Hépar und Contrex.
Nestlé redete sich mit «Sorge um Konsumenten» heraus
Die Qualität von Mineralwässern wäre eben nicht immer gleich, rechtfertigte sich der Konzern. Aus Sorge um die Gesundheit der Konsument:innen werde das Wasser behandelt.
Als Nächstes kam durch Recherchen von «Le Temps» zu Tage, dass Nestlé auch beim Minieralwasser Henniez in der Schweiz Aktivkohlefilter verwendet hatte. Inzwischen habe man die verbotene Praxis aber wieder eingestellt, teilte das Unternehmen mit (Infosperber berichtete).
Foodwatch: «Jahrzehntelanger, systematischer Betrug»
Nun stellt sich heraus, dass der Verstoss kein isoliertes Vorkommnis war. Die Europäische Kommission bestätigte am 24. Juli, dass Nestlé seit den 1990er-Jahren französisches «Mineralwasser» mit verbotenen Methoden filtert.
Der Betrug sei «beispiellos», schreibt das französische Medium «Mediapart». Es gehe um drei Milliarden Euro und einen Zeitraum von mindestens 15 Jahren.
Nestlé habe seit den 1990er-Jahren mit verbotenen Methoden gereinigtes Wasser als «natürliches Mineralwasser» verkauft, fasst die Konsumentenorganisation Foodwatch auf Deutsch zusammen. Falls sich das wirklich so zugetragen habe, handle es sich um «jahrzehntelangen, systematischen Betrug», sagt Ingrid Kragl von Foodwatch Frankreich.
Nahrungsmultis machen aus Fettleibigkeit ein Geschäftsmodell – und umgehen dabei Gesetze zu medizinischen Produktangaben.
Sie schiebt den roten Einkaufswagen durch die Gänge eines US-amerikanischen Lebensmittelhändlers und wirft eine Packung Kaffee, einen Behälter mit Eiscreme sowie eine Schachtel Tiefkühlpizza hinein.
«Was haben diese drei Produkte gemeinsam?», fragt die Einkaufs-Influencerin Joanna Mitru ihre über 500’000 Follower rhetorisch auf Instagram.
«Richtig, sie alle können ernsthafte Beschwerden verursachen.»
Als Nächstes präsentiert Mitru drei Nahrungsergänzungsmittel der Marke Wonderbelly aus einem anderen Regal – in den Geschmacksrichtungen Erdbeermilkshake, Wassermelone-Minze und fruchtiges Müsli. Angeblich sollen sie Sodbrennen und sauren Reflux lindern.
Nun kann die Influencerin ihr Cookies-and-Cream-Eis nach der Quattro-formaggi-Tiefkühlpizza und einer Tasse Instant-Kaffee also bedenkenlos schlemmen.
Fertiggerichte für Kinder
Hinter dem Gegenmittel für Magenbeschwerden steht der Investmentfonds AF Ventures, der vom französischen Lebensmittelriesen Danone mitbegründet wurde. AF Ventures investiert gleichzeitig auch in Chips, Brezel und Fertiggerichte für Kinder.
Gemäss ihrer Website hat Danone es sich zur Aufgabe gemacht, «die Gesundheit so vieler Menschen wie möglich durch Ernährung zu verbessern». Doch der Lebensmittelhersteller stellt auch gesüsste Joghurts für Kinder her, die nach Angaben des Diabetes-Fonds zwei Würfelzucker pro Portion enthalten. Ebenfalls Teil des Danone-Sortiments: Erdbeerjoghurt mit nur 2,6 Prozent Erdbeeranteil, dafür gespickt mit bunten, zuckerhaltigen Schokokugeln.
Der französische Lebensmittelkonzern steht mit diesem Widerspruch nicht alleine in der Nahrungsmittellandschaft. Wie das niederländische Magazin «The Investigative Desk» herausfand, investieren fünf der zehn grössten europäischen Hersteller industriell stark verarbeiteter Lebensmittel ebenfalls in Produkte, die angeblich Krankheiten bekämpfen, die durch eine ungesunde Ernährung verursacht werden können. Und profitieren damit von der vermeintlichen Lösung eines Problems, das sie selbst mitverursacht haben.
So bieten Nestlé, Mars, Danone, Unilever und Kraft-Heinz Produkte aus den Sparten Gewichtsreduzierung und medizinische Ernährung für Diabetiker sowie Behandlungen für Verdauungsprobleme an.
Daniela Gschweng / 14.09.2024 Das Fleischverbot in St. Gallen macht deutlich: Die Schweiz hat ein massives PFAS-Problem. Und das dürfte erst der Anfang sein.
Seit August gelten PFAS-Grenzwerte für einige besonders kritische Lebensmittel. Dass fünf Betriebe im Kanton St. Gallen ihr Fleisch deshalb nicht mehr verkaufen dürfen, war ein Schock. Die Quelle der giftigen Chemikalien: mit PFAS belasteter Boden, auf dem das Vieh graste und das Futter wuchs.
Die unbequeme Wahrheit: Es gibt praktisch keinen Boden in der Schweiz, der keine PFAS (per- und polyflourierte Alkylsubstanzen) enthält. Das zeigte eine Untersuchung der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) im vergangenen Jahr. Welche PFAS und wie viel davon, ist unterschiedlich. Die Forschenden untersuchten in 146 Bodenproben auf 32 verschiedene PFAS.
Pluriversum ist eine Reihe von Beiträgen aus dem gleichnamigen Buch, gewidmet all jenen, die für das Pluriversum kämpfen, indem sie sich gegen Ungerechtigkeit wehren und nach Wegen suchen, in Harmonie mit der Natur zu leben. Die Welt, die wir wollen, ist eine Welt in die viele Welten passen. Die Einführung zur Serie gibt es hier und die Entstehungsgeschichte hier.
von Teresa Anderson
‚Klimasmarte Landwirtschaft‘ ist ein Schlagwort, mit dem eine Landwirtschaft beschrieben wird, die angeblich den Klimawandel abschwächt oder sich an ihn anpasst. Da es jedoch weder eine klare Definition noch spezifische Kriterien zur Unterscheidung gibt, hat die Agrarindustrie den Begriff begeistert aufgegriffen, um ihre Aktivitäten als gut für das Klima darzustellen.
Viele Organisationen in der Ernährungsbewegung stehen dem Konzept der klimasmarten Landwirtschaft misstrauisch – oder sogar ablehnend – gegenüber. Sie teilen die wachsende Sorge, dass der Begriff so vage ist, dass er dazu benutzt wird, Greenwashing mit Praktiken zu betreiben, die tatsächlich schädlich für das Klima und die Landwirtschaft sind. Viele sind besorgt, dass die Förderung einer klimasmarten Landwirtschaft mehr schadet als nützt und in Wirklichkeit den Übergang zu Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit untergräbt, der in unseren Ernährungssystemen dringend notwendig ist.
Der Begriff ‚klimasmarte Landwirtschaft‘ wurde ursprünglich von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO – UN Food and Agriculture Organization) geprägt, um landwirtschaftliche Konzepte zu fördern, die den Klimawandel abschwächen und sich an ihn anpassen, und die gleichzeitig die Erträge steigern können.
Die Fakten und Aussichten sind ernüchternd und alarmierend.
von Peter Vlatten
Wer den Krieg nicht bekämpft, kann die Umwelt nicht retten! Wer behauptet, er könne das Klima retten, ohne dem Militarismus entgegenzutreten, der leugnet die Fakten. Wer behauptet, durch Unterstützung von Aufrüstung und Krieg könne das „fossile Zeitalter“ beendet werden, der leugnet nicht nur die Fakten, sondern verdreht sie in ihr nacktes Gegenteil. „Auf einem besetzten Land wie Palästina gibt es keine Klimagerechtigkeit.“ (Greta Thunberg)!
Im Jahr 2023 lagen die Militärausgaben weltweit bei insgesamt 2,4 Billionen US-Dollar. Das ist ein Anstieg von 6,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr!
Die USA gaben mit 916 Mrd ca. 40 Prozent aus. Mehr als China, Russland und die weiteren 7 Länder mit den grössten Militärausgaben zusammen.
Die USA betreiben weltweit über 800 ausländische militärische Stützpunkte. Russland 20, China 1.
China plant 2 bis 3 weitere Militärbasen, die die USA mit aller Macht zu verhindern suchen.
Bei der Klimakonferenz Kyoto 1997 haben die USA durchgesetzt, dass der militärische Komplex bei der CO2 Bilanzierung vollkommen unberücksichtigt bleibt.
Die Forschung ist somit auf Schätzungen – jeweils auf den Betrieb des Militärapparats, die Rüstungsindustrie und die realen Kriegsereignisse bezogen – angewiesen. Diese schwanken zwischen 5 und 10 Prozent der weltweiten CO2 Bilanz. Die weltweite Rüstungsspirale und zunehmenden militärischen Konflikte dürften diese Prozentwerte sprunghaft nach oben verschieben. Die Steigerungen der Emissionen allein für den Militärbetrieb von NATO und Deutschland im vergangenen Jahr gegenüber 2022 sind brisant. NATO 15%, Deutschland 55%!
Vom 26. bis 29. August trafen sich indigene Völker aus der ganzen Welt in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá, um ihre Position für die Verhandlungen auf der Konferenz der Vereinten Nationen über die Biodiversität (COP16) abzustimmen.
Die Indigenen wollen die Anerkennung ihres traditionellen Wissens und ihrer territorialen Rechte im Rahmen des Schutzes der Biodiversität und der Bekämpfung der Klimakrise auf die Agenda setzen. Auf der COP 16 soll auch der Arbeitsplan für die nächsten zehn Jahre für indigene Völker und lokale Gemeinschaften beschlossen werden. Die indigenen Vertreter*innen wollen den direkten Zugang zu Finanzmitteln erreichen.
An dem Treffen in Bogotá nahmen mehr als 150 Vertreter*innen von Staaten und indigenen Völkern aus Afrika, Nordamerika, Lateinamerika und der Karibik, Asien, der Arktis, Osteuropa, der Russischen Föderation, dem Pazifik und Zentralasien sowie Transkaukasien teil. Es findet im Rahmen des TRUA-Weltgipfels über traditionelles Wissen und Biodiversität statt, der vom Internationalen Indigenen Forum für Biodiversität (IIFB) organisiert wird, ebenso wie vom Runden Tisch Indigene Völker und Organisationen (MPC) aus Kolumbien, dem kolumbianischen Umweltministerium und dem Internationalen Netzwerk indigener Frauen für biologische Vielfalt.
Indigene fordern mehr politischen Einfluss
Die kolumbianische Ministerin für Umwelt und nachhaltige Entwicklung, Susana Muhamad, versicherte, dass bei diesem Treffen die indigenen Völkern ihre Positionen wirklich einbringen könnten und dass die Verhandlungen über Artikel 8J im Rahmen der Biodiversitätskonvention für sie zufriedenstellend verlaufen würden. „Sie haben zwei Erwartungen: ein ständiges untergeordnetes Gremium in der Konvention zu haben, d.h. ein dauerhaft anerkanntes Gremium, das ihnen mehr politischen Einfluss gibt, und direkten Zugang zu den internationalen Ressourcen zu haben, die für den Arbeitsplan bereitgestellt werden“, sagte die Ministerin.
Ramiro Batzin, Co-Vorsitzender des IIFB, erklärte, der Arbeitsplan verfolge für indigene Völker vier Hauptziele. „Die Anerkennung des Wissens und der Rechte indigener Völker soll gestärkt werden, die Ziele sollen sich an den Indikatoren des globalen Biodiversitätsrahmens von Kunming-Montreal orientieren, und es soll ein direkter Zugang zu Finanzmitteln ermöglicht werden.“
„Ausserdem sollen politische Prozesse gefördert werden, die die Rechte indigener Völker anerkennen, und nationale Pläne sollen mit einem Kapitel über traditionelles Wissen verknüpft werden“, so Batzin weiter.
Schlüssel zum Schutz der Artenvielfalt
Während des Treffens betonte Orlando Rayo, leitender Berater der Nationalen Organisation der Indigenen Kolumbiens (ONIC), dass „der Weltgipfel über das traditionelle Wissen den Beitrag der Wissenssysteme der indigenen Völker zum Schutz des Lebens, der Territorien, des Friedens und der Menschheit hervorhebt“.
Kommentar: Ich muss festhalten, dass die Indigenen die Anliegen vertreten, die für die gesamte Menschheit von grösster Wichtigkeit sind. Zu viele unter "uns" Westlern, Neoliberalen, Kapitalisten, Unbewussten, interessieren sich nicht dafür.
Schaut man auf die Umweltpolitik (Stichwort Klimakonferenzen), so kann ich feststellen, dass die viel zu wenig weit gehenden Resolutionen durch die meisten teilnehmenden Regierungen laufend abgebaut werden:
German Foreign Policy / 17.09.2024 Deutschland forciert den Abbau von Lithium in Europa. In Serbien und Portugal stossen die Pläne auf Widerstand der Bevölkerung.
Vier Staumauer-Projekte, geplant um die Winterstromlücke zu decken, sind technisch unmöglich oder zu aufwendig.
as Augenmerk galt vor allem der Umwelt, als sich der Runde Tisch unter Bundesrätin Simonetta Sommaruga im Dezember 2021 auf die 15 Wasserkraftprojekte zur Deckung der Winterstromlücke einigte. Doch neben Umweltverbänden stellte sich auch die Schweizerische Wasserwirtschaft mit dem damaligen Präsidenten Albert Rösti hinter die Projekte. Und seitens der Wasserkraftbetreiber setzte Axpo-Chef Christoph Brand die Unterschrift unter das Dokument. Es sieht vor, bis 2040 die Winterstromlücke von 2,2 Terawattstunden (TWh) pro Jahr grösstenteils mittels Erhöhung bestehender Staumauern zu decken. Ob jedoch Doppelbogen-Staumauern* um 20 Meter erhöht werden können, dazu fehlten verlässliche Angaben, wie aus den geheimen Dokumenten hervorgeht, die Infosperber am 8. Januar 2023 publik machte.
Die faschistische Logik der Klima-Lüge
Heute geben unsere amerikanischen Faschisten den Meteorologen die Schuld an den Wirbelstürmen und stören die Reaktion der Regierung. Morgen werden sie den Klimawandel den Klimawissenschaftlern in die Schuhe schieben und ihre Lieblingsfeinde deportieren. Und übermorgen wird es keine Demokratie und kein Land mehr geben, sondern nur noch eine Politik der Ohnmacht und eine faschistische Katastrophe.
Trump und Vance lehren uns, dass die Regierung nichts anderes tun kann, als uns gegeneinander aufzuhetzen. Sie tun dies, indem sie Desinformationen über kritische Angelegenheiten wie Wirbelstürme verbreiten, so dass die Menschen die Regierung, die einzige Institution, die helfen kann, verachten und stören. Das ist Politik der Ohnmacht, und sie führt zum Faschismus.
In der Politik der Ohnmacht ist nichts wahr ausser unseren Gefühlen, und so können wir die Ursachen von Problemen nicht erkennen und erwarten nicht wirklich, sie zu lösen. Sobald wir akzeptieren, dass die Regierung nutzlos ist, reagieren wir auf Krisen, indem wir uns gegeneinander wenden. Politik beginnt dann nicht mit der Verbesserung des Zusammenlebens, sondern mit der Wahl eines inneren Feindes.
Das ist sehr bequem für die ohnmächtigen Politiker, die nicht regieren, indem sie Probleme angehen, sondern indem sie Feinde definieren.
Wenn es ein echtes Problem gibt, werden sie Feinde definieren. Wenn es kein echtes Problem gibt, wie bei den Haustieren in Springfield, Ohio, werden sie ebenfalls Feinde definieren. Von der Spitze der Politik aus nutzen sie ihre Talente, um uns gegeneinander aufzuhetzen. Wir vergessen dann, was die demokratische Regierung für uns getan hat, und gewöhnen uns an dieses neue Muster von Leid, Missgunst und Konflikten.
In einem Regime der Ohnmacht von Trump und Vance geht Amerika dann zum Faschismus über, in dem nicht mehr das Gesetz zählt, sondern das Volk, aber nur das Volk, das „wirkliche Volk“, diejenigen, die glauben, dass sie von ihrem Führer bevorzugt werden. Die Politik ist nicht mehr die Regierung, die für sie handelt, sondern sie handelt für ihre Herrscher, nach einem Skript des Wir-und-Sie. Die politische Energie, die einst als Politik beschlossen wurde, wird nun als Feindschaft verbreitet.
Die Politik der Ohnmacht begünstigt den Faschismus auf andere Weise. Wenn wir nicht mehr an Recht und Demokratie glauben, wollen wir immer noch etwas erreichen, zumindest für uns selbst. Und so müssen wir einen Weg finden, den Führer persönlich anzusprechen: indem wir jemanden bestechen, indem wir ihm einen besonderen Gefallen tun. Vor dem Hintergrund von Konflikt und Chaos werden wir natürlich dankbar sein, wenn überhaupt etwas für uns getan wird. „Ich allein kann es richten“, sagt Trump seit acht Jahren. Wenn alles kaputt ist, wird das wahr, und wir werden zu undankbaren Untertanen.
Wenn sich die Erde erwärmt und die Stürme und Dürren immer schlimmer werden, werden Trump und Vance die Wissenschaft unterdrücken und den Wissenschaftlern die Schuld geben. Der Plan, alle Meteorologen zu entlassen, steht bereits fest. Das Projekt 2025 wird den Nationalen Wetterdienst abschaffen und den Klimawandel zu einem Tabuthema innerhalb der Bundesregierung machen. Diese direkte Anwerbung des Todes ist an sich schon ziemlich faschistisch.
Den Amerikanern wird gesagt werden, dass die „Eliten“ der Regierung das eigentliche Problem seien. In einem Regime der politischen Ohnmacht wird es keine Lösung geben - was sowohl idiotisch als auch herzzerreissend ist, denn die Technologie zur Behebung der globalen Erwärmung steht unmittelbar vor der Tür. Wir könnten dieses Problem lösen und in einer viel besseren Welt leben.
Stattdessen wird sich mit dem Klimawandel auch der Faschismus verschlimmern. Das ist die Politik der Katastrophe, auf die wir als nächstes zusteuern werden. Wenn wir mit einem wirklich existenziellen Problem konfrontiert sind und wenn es in unserer Politik nicht um Politik, sondern um Feindschaft geht, werden wir den Opfern die Schuld geben.
Das hat bereits begonnen. Der Klimawandel betrifft zuerst die Menschen im Süden der Vereinigten Staaten. Unsere Entscheidung, das Klima zu erwärmen, garantiert weitere Migrationsversuche. Und wenn es soweit ist, werden die Politiker der Ohnmacht einfach die Migranten beschuldigen. Ihre Antwort auf alles wird die Abschiebung sein.
Wenn sich die Erde erwärmt und die Stürme und Dürren immer schlimmer werden, werden Trump und Vance die Wissenschaft unterdrücken und den Wissenschaftlern die Schuld geben. Der Plan, alle Meteorologen zu entlassen, steht bereits fest. Das Projekt 2025 wird den Nationalen Wetterdienst abschaffen und den Klimawandel zu einem Tabuthema innerhalb der Bundesregierung machen. Diese direkte Anwerbung des Todes ist an sich schon ziemlich faschistisch.
Und der Versuch, Millionen von Menschen abzuschieben, wird natürlich die Amerikaner gegeneinander aufbringen. Die Regierung unter einem Trump-Vance-Regime wird höchst dysfunktional sein. Selbst wenn dies nicht der Fall wäre, gibt es in der Bundesregierung keine Organe, die in der Lage wären, eine Abschiebung in der Grössenordnung von Millionen oder Dutzenden von Millionen durchzuführen. Die einzige Möglichkeit, eine solche Massenabschiebung zu organisieren, besteht darin, die Bürger aufzufordern, ihre Nachbarn zu denunzieren, und Zehntausende von lokalen Behörden für die Fahndung abzustellen. Und so kommen wir vom Sturm zu den Sturmtruppen.
Nichts davon ist spekulativ. Es ist die klare Lesart der Trump-Vance-Kampagne. Und das ist alles nicht neu. Auch Hitler leugnete die Wissenschaft, die die grundlegenden Probleme des Überlebens hätte lösen können; auch Hitler propagierte die ökologische Krise als Grund für einen Ethnie-Krieg; auch Hitler begann mit Massendeportationen von Migranten (grösstenteils durchgeführt von einem nichtstaatlichen Akteur, der zu diesem Zweck abgestellt wurde, der SS).
Die Logik des Faschismus ist uns aus der Geschichte bekannt. Und wenn wir unsere Augen nicht abwenden, sehen wir, wie sich diese Logik in der Zukunft auswirken kann. Die Geschichte kann uns helfen, zu sehen, aber die Geschichte wird die Arbeit nicht für uns erledigen. Wir müssen selbst Geschichte machen, im Namen einer besseren Zukunft. Das ist in greifbarer Nähe, wenn wir alle tun, was wir können.
Zum Artikel von Timothy Snyder auf Substack
Is that good? What does that even mean?
First Dog on the Moon in The Guardian
It may be colourful but if it gets on your clothes you have to throw them away, says biologist Dr Joe Roman, who can’t get enough of the stuff, which is vital to support ocean biodiversity.
Kommentar: Ein Beispiel, wie "wir" die umzählbare Menge von Zusammenhängen und Abhängigkeiten im ganzen Erd- und Planetensystem bis zum Universum nicht einmal ansatzweise verstehen, diese aber manipulieren und zerstören, als wüssten wir Bescheid.
Mitteleuropa bemerkt noch wenig, woanders geht bereits das Wasser aus. Die Weltwasserkommission fordert dringend Gegenmassnahmen.
Anfang September geschah in der Nordsahara etwas Aussergewöhnliches: Es regnete. An einem Tag fiel so viel Regen wie sonst in einem Jahr. An der Grenze zwischen Marokko und Algerien, wo sich sonst kaum Wasser findet, bildeten sich Seen zwischen den Dünen. Spektakuläre Fotos gingen durch die Medien (hier als Video auf Youtube). Das letzte Mal, dass es so viel regnete, liegt 50 Jahre zurück.
Die Kehrseite: Mindestens 20 Menschen verloren ihr Leben. Starkregen gehören zu den bedrohlichsten Naturereignissen in der Wüste. Weltweit gab es wegen Überschwemmungen, Erdrutschen und Stürmen in den vergangenen Jahren tausende Tote. Genauso tödlich ist ihr Gegenteil: ausbleibender Regen. Wasser am falschen Ort zählt zu den grössten Bedrohungen für die Menschheit.
Entgegen Aussagen des Bundesrats zeigt die umfangreichste Studie: Auch autonomes Fahren dürfte mehr Verkehr bringen.
Wie ist das Stauproblem ohne Autobahnausbau sozial- und wirtschaftsverträglich zu lösen? So lautete die Frage in der SRF-Arena zum Autobahnausbau. Jelena Filipovic, Co-Präsidentin des VCS, beantwortete sie ausweichend und gab sie an Bundesrat Albert Rösti weiter.
Auch er kam ins Schleudern.
«Wir entwickeln intelligente Lösungen», sagte der ehemals offizielle Auto- und Ölindustrie-Lobbyist. Und damit meinte er: Dass die Schweiz gesetzlich vorbereitet sei auf autonomes Fahren, obschon die Technologie noch nicht so weit sei.
Damit begab sich Rösti ins Reich der Träume.
I brought a coat for the trip through Ohio, Michigan, Illinois, Oklahoma, and Texas, but never wore it once. The drought in Ohio was painfully visible in the cornfields. A relative was able to come a talk in Ohio because she had fled a hurricane in North Carolina. In Ohio the days started out in the high 30s but then cleared 70. I ran a 5k in Ohio with people who were struggling in the sun and heat — in late October. In Ohio and Michigan the trees were a couple weeks late in turning, at least compared to what I remember. In Oklahoma and Texas it was balmy deep into the night. The drive from OKC to Dallas was scorching.
US-Regierung verhinderte über PR-Firmen geplante Halbierung von Pestizideinsatz in EU / Datenbank mit Negativ-Informationen über Kritiker von Pestiziden und Gentechnik / USA beauftragen Organisationen mit weltweiter Etablierung von Gentechnik
Die 29. Weltklimakonferenz (COP) in Baku endete mit grosser Ernüchterung. Die Länder des Globalen Südens forderten von den Industriestaaten weit mehr Geld, als ihnen jetzt zugesagt wurde. Sie sollen nun bis 2035 jährlich 300 Milliarden Dollar bekommen, weniger als ein Drittel als ursprünglich verlangt. Die armen Länder fühlen sich enttäuscht und vom reichen Norden ungerecht behandelt. Obwohl die Folgen der Erderwärmung immer bedrohlicher werden, steht Klimaschutz derzeit nicht mehr oben auf der weltpolitischen Agenda. Zudem verkommen die grossen Konferenzen immer mehr zur Profilierung autokratisch regierter Regimes, die eigentlich kein Interesse an der Einsparung fossiler Energieträger haben. Die internationale Klimapolitik braucht daher dringend eine Neuausrichtung.
Kommentar: Ich möchte sehen, ob die 300 Mia. pro Jahr an den globalen Süden gehen und falls doch, dann ganz besonders: an wen und wofür.
"COP29: Globaler Süden übt wütende Kritik an Weigerung der Industriestaaten, nötige klimapolitische Maßnahmen in Entwicklungsländern zu finanzieren. Berlin konterkariert mit der Weigerung sein Streben nach mehr Einfluss im Süden.
Die Länder des Globalen Südens üben heftige Kritik an der Weigerung der westlichen Staaten, darunter Deutschlands und der EU, die nötigen Mittel zum Kampf gegen Klimawandel und Klimaschäden bereitzustellen. Auf Druck der westlichen Industriestaaten hat die UN-Klimakonferenz in Baku (COP29) Ende vergangener Woche beschlossen, die Mittel, die aus dem wohlhabenden Norden in die Entwicklungsländer fließen sollen, um dort klimapolitische Maßnahmen zu finanzieren, auf 300 Milliarden US-Dollar im Jahr zu begrenzen. Der Globale Süden fordert die Mittel ein, da der Wohlstand der Industriestaaten auf einem jahrhundertelangen gewaltigen CO2-Ausstoß gründet, während die Entwicklungsländer unter dessen Folgen am stärksten leiden. Experten halten eine Steigerung auf 1,3 Billionen Euro im Jahr für erforderlich. Unterhändler etwa Indiens oder Nigerias nannten die Beschränkung auf 300 Milliarden Euro wütend „dürftig“ bzw. einen „Witz“. Um die Wut abzulenken, griff Außenministerin Annalena Baerbock die Erdöl- und Erdgasförderer an, darunter COP29-Gastgeber Aserbaidschan. Aserbaidschan steigert die Erdgasförderung, weil die EU ihre Importe von dort ausweiten will, um Russland zu boykottieren."
Blei in Wasser, Boden und Luft bedroht weltweit Millionen Menschen und schadet ihrer Gesundheit – vor allem Kinder sind betroffen.
Blei ist eine der ältesten Umweltchemikalien. Um das Jahr 100 war im Trinkwasser Roms rund 40 mal so viel Blei wie in Quellwasser. Das Schwermetall stammte aus bleihaltigen Wasserleitungen.
Später sanken die Bleiwerte, doch im frühen Mittelalter stiegen sie auf den 100-fachen Wert des natürlichen Wassers in der Umgebung an.
Seit 2000 Jahren dasselbe Gift
Heute ist das Leitungswasser in Italien kaum noch mit Blei belastet. Inzwischen hat die Menschheit dem Wasser aber eine Vielzahl anderer giftiger Chemikalien hinzugefügt. Und es gibt noch immer zahlreiche Länder, in denen das Schwermetall ein erhebliches Gesundheitsrisiko darstellt. Trotz «Newcomern» wie PCB und PFAS ist Blei eines der schädlichsten Gifte weltweit.
Wer Blei im Körper hat, wird es so schnell nicht mehr los. Das Schwermetall lagert sich in den Zähnen und Knochen ab und wird von dort langsam freigesetzt. 1,5 Millionen Menschen sterben laut der Weltgesundheitsorganisation WHO jährlich an Bleivergiftung. Unzählige andere bezahlen mit dem Verlust ihrer kognitiven Fähigkeiten.
Viele Kinder büssen schon am Anfang ihres Lebens ihr Potenzial ein
Der Klimawandel stellt uns vor besondere Herausforderungen. Europa gehört zu den globalen Regionen, die sich am schnellsten aufheizen. Dürren und Starkregen wechseln sich ab. Die trockenen Jahre 2021 und 2022 stellten die deutsche Landwirtschaft vor besondere Herausforderungen. Die Getreideernte lag deutlich unter dem Durchschnitt. 2023 und 2024 beeinträchtigte Hochwasser die Ernten. In Italien bewirkten Dürren und Hochwasserereignisse 2024 Kosten von 8,5 Milliarden.
Das Schweizerische Bundesamt für Umwelt BAFU schreibt dazu (Auszug):
"Trifluoressigsäure (TFA) tritt flächendeckend im Grundwasser auf. Je nach Standort unterscheiden sich die Konzentrationen allerdings deutlich: Unter Ackerland sind die Konzentrationen signifikant erhöht. TFA gelangt dort grossflächig durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ins Grundwasser. In geringeren Konzentrationen wird TFA zusätzlich mit dem Niederschlag ins Grundwasser eingetragen. TFA im Niederschlag stammt primär aus gasförmigen Kältemitteln und Treibgasen. Punktuell kann die Einleitung gereinigter industrieller Abwässer in die Fliessgewässer zu einer erheblichen Belastung des Grundwassers mit TFA führen.
Trifluoressigsäure (TFA) ist eine hochmobile und gleichzeitig persistente Substanz. Sie ist vollständig fluoriert und zählt daher zu den PFAS, den per- und polyfluorierten Alkylverbindungen. TFA entsteht als Abbauprodukt von PFAS, die mindestens eine Trifluormethyl-Gruppe (CF3) enthalten. Diese werden in grösseren Mengen v.a. als Pflanzenschutzmittel sowie als gasförmige Kälte- und Treibmittel eingesetzt. Auch aus Bioziden, Arzneimitteln sowie zahlreichen Industriechemikalien kann TFA freigesetzt werden." [...]
SRF meldet (Auszug):
"Pflanzengift TFA flächendeckend im Schweizer Trinkwasser
Schweizer Trinkwasser enthält den Problemstoff Trifluoracetat (TFA). Selbst Markenwasser aus der Flasche. Das zeigen Proben von SRF Investigativ. TFA lässt sich kaum herausfiltern. Die EU lässt den Stoff nun auf seine Gefährlichkeit untersuchen. Die Schweiz tut sich bislang schwer." [...]
The Guardian meldet (Auszug):
"‘Forever chemical’ found in mineral water from several European countries
Contamination thought to stem from the heavy application of pesticides containing TFA, a type of PFAS"
Europa setzt auf saubere Energien. Dagegen nimmt die globale Nachfrage nach fossilen Energieträgern ungebremst zu, primär in Asien.
Die Europäer bemühen sich krampfhaft und unter Inkaufnahme hoher Kosten, energie- und klimaneutral zu werden. Was aber, wenn es weltweit keiner so richtig mitkriegt? Wenn sich die viel gerühmte Energiewende der «willigen Industriestaaten» praktisch kaum bemerkbar macht, weil die globale Nachfrage nach fossilen Energieträgern ungebremst zunimmt und einen Rekord nach dem anderen bricht?
Saubere Umwelt? Die Schwellenländer brauchen immer mehr fossile Brennstoffe
Tatsächlich ist der Blick auf die Entwicklung des globalen Energieverbrauchs ernüchternd. Wie er glasklar zeigt, tragen die Erneuerbaren bisher nur einen winzigen, wenn auch wachsenden Teil zur Deckung des Bedarfs bei. Dagegen nimmt der Konsum der fossilen Brennstoffe in den Entwicklungs- und Schwellenländern ungebremst zu. Das gilt vor allem auch für die Kohle, einen der «schmutzigsten» Energieträger überhaupt.
Kohle ist nach wie vor von zentraler Bedeutung für die Weltwirtschaft. Das mag absurd klingen, schliesslich befinden wir uns im Zeitalter der Klimakrise. Doch trotz aller Sonnenkollektoren, Windräder, Elektroautos und staatlicher Anreize für den Umweltschutz hat die Welt noch nie so viel Kohle verbraucht wie in diesen Zeiten.
„Frieden mit der Natur“ ist eine Serie von Essays aus dem gleichnamigen Band, der anlässlich des 40-jährigen Jubiläums des Verlags Neue Erde zusammengestellt und uns zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt wurde.
Im nachfolgenden Essay versetzt sich Coco Burckhardt, die auf einem Selbstversorgerhof in der Bretagne lebt, ins Innere eines Felsens und erzählt aus dessen Perspektive die Entwicklung des Menschen von einem, der die Sprache der Vögel verstand, hin zu einem, der sich die Mitgeschöpfe und die Natur als Maschinen vorstellt, und endet mit einem Appell an die Menschheit zur Umkehr.
Indian government accused of PR stunt after moving 337 tonnes of toxic waste that had been held in containers
Forty years after one of world’s deadliest industrial disasters struck the Indian city of Bhopal, a cleanup operation has finally begun to remove hundreds of tonnes of toxic waste from the site.
However, local campaigners have accused the Indian government of greenwashing, arguing that the 337 tonnes of waste removed this week represents less than 1% of the more than 1m tonnes of hazardous materials left after the disaster and that the cleanup has done nothing to tackle chemical contamination of the area.
Ab 2025 dürfen Lebensmittelverpackungen in der EU die gesundheitsschädliche Chemikalie BPA nicht mehr enthalten.
Die EU verbietet ab 2025 die hormon- und immunstörende Chemikalie Bisphenol A (BPA) in Materialien, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen. Der seit Juni geplante Beschluss der Europäischen Kommission wurde am 19. Dezember veröffentlicht und ist damit rechtsgültig.
BPA ist der Grundstoff von Polycarbonat und vor allem in Trinkflaschen, Konservendosen und Küchenartikeln enthalten. Bisphenol A ist zudem Bestandteil vieler Beschichtungen und kann in Lebensmittel übergehen.
Welcome to the age of the “Pyrocene” where cities burn and water does not come out of the hydrants.
A Final Toast – by Mr. Fish.
The apocalyptic wildfires that have erupted in the boreal forest in Siberia, the Russian Far East and Canada, climate scientists repeatedly warned, would inevitably move southwards as rising global temperatures created hotter, more fire-prone landscapes.
Now they have. The failures in California, where Los Angeles has had no significant rainfall in eight months, are not only failures of preparedness — the mayor of Los Angeles, Karen Bass, decreased funds for the fire department by $17 million — but a failure globally to halt the extraction of fossil fuel.
The only surprise is that we are surprised. Welcome to the age of the “Pyrocene” where cities burn and water does not come out of the hydrants.
The boreal forest is the largest forest system on earth. It circumnavigates the Northern Hemisphere. It stretches across Canada and Alaska. It travels through Russia where it is known as “the taiga.”
Die US-Bankriesen treten aus der Net-Zero Banking Alliance aus. Denn Donald Trump hat nichts für diesen «Schwindel» übrig.
Net-Zero – also das Ziel, möglichst bald keine zusätzlichen CO₂-Emissionen mehr zu erzeugen, spielt auch in der Schweizer Bankenlandschaft eine beachtliche Rolle. Manche Finanzinstitute streben an, bis 2050 netto keine weiteren Treibhausgase mehr zu generieren.
Sie tun das, weil das vor allem auch in Europa gesellschaftlich so gewollt ist. Weil sie auf diese Weise ihr Image verbessern können, weil sie mit dem Klimawandel verbundene Risiken reduzieren wollen und weil sie sich von der Finanzierung des Übergangs zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft gute Geschäfte versprechen.
Wen wird also überraschen, dass die UBS, die ZKB, die Raiffeisen-Gruppe sowie die Berner und die Basellandschaftliche Kantonalbank in der Net-Zero Banking Alliance vertreten sind. Damit ist eine von den Vereinten Nationen ins Leben gerufene Initiative im Bereich nachhaltiger Finanzwirtschaft gemeint, welche das Erreichen der angeführten Ziele im Bankensektor organisatorisch fördern soll.
Alle reden von Dubai-Schoggi. Nützlicher sind Dubai-Lampen. Sie brauchen weniger Strom und halten länger. Nun gibt es sie bei uns.
Gemeinschaften und zivilgesellschaftliche Gruppen vereinen sich für Landrechte und Klimagerechtigkeit in einer nachhaltigen Zukunft
Als junger Mensch, der in den 1970er und 80er Jahren in Indien aufwuchs, war ich häufig konfrontiert mit dem Kampf der Menschen im südlichen Afrika gegen die Apartheid – einer institutionellen Form der auf Ethnie basierenden Segregation und Diskriminierung, die von der Kolonialregierung durchgesetzt wurde. Die Geschichten über die Brutalität, die wir hörten, waren erschreckend, aber die Geschichten über die Freiheitsbewegungen, die von einigen der bekanntesten Persönlichkeiten der jüngeren Geschichte angeführt wurden, inspirierten uns. Das indische Volk, einschließlich seiner Regierung, unterstützte die Bewegung nachdrücklich und lautstark, da es selbst bis vor nicht allzu langer Zeit die Schmerzen des Kolonialismus zu spüren bekommen hatte. Und so war Südafrika, als es Anfang der 1990er Jahre endlich die Fesseln der kolonialen Apartheid abwarf, ein weltweit starkes Symbol der Hoffnung. Und als Nelson Mandela, Desmond Tutu und andere das Land auf einen Weg der „Wahrheit und Versöhnung“ und nicht des rachsüchtigen Blutvergießens gegen die verbliebenen Weißen brachten, blickten wir mit großer Erwartung auf Südafrika. Die Grundlagen für einen friedlichen Übergang in eine Zukunft, die von einigen der ältesten Völker der Welt und ihren mutigen neuen Impulsgebern bestimmt wird, schienen gelegt zu sein.
Private Unternehmen sollten die Wasserversorgung effizienter handhaben und Kosten senken. Oft ist das Gegenteil eingetreten.
Spätestens mit Margaret Thatcher schwappte in den 1980er-Jahren die Privatisierungswelle über Europa hinweg. Ende der Nullerjahre lebte sie mit den Austeritätsforderungen nach der Bankenkrise nochmals auf. Griechenland musste damit Bekanntschaft machen, Italien auch. Auch so manche deutsche Stadt verkaufte Wohnungen und E-Werke.
Private Unternehmen sollten Strassen, Strom, Wasser und Wohnen effizienter handhaben und die Kosten für die Allgemeinheit senken, so die Hoffnung. Gemeingut wurde zum Wirtschaftsgut erklärt. Der Austeritätsdruck verschärfte die Eurokrise, da ist man sich heute weitgehend einig. Den Kundinnen und Kunden hat es auch wenig gebracht. Jedenfalls, was die Wasserversorgung betrifft.
Kommentar: Meines Erachtens ist dieser Artikel viel zu mild verfasst. Schaut man sich z.B. die Lage in den UK an, was z.B. Thames Water seit der Privatisierung für ein Desaster verursacht (kaum Investitionen in die Infrastruktur, stattdessen grosszügige Auszahlungen an Privatinvestoren und Management und Verklappung von Abermillionen von Litern unbehandelten Abwässern in Seen, Flüsse und Meer und enorme Preiserhöhung für die Wasserkonsumenten, obwohl die Qualität des Trinkwassers ständig sinkt).
Detailliertere Kritik am Beispiel Thames Water:
Die britische Presse ist sehr kritisch gegenüber den Skandalen rund um Thames Water, insbesondere im Zusammenhang mit der Privatisierung des Unternehmens. Seit der Privatisierung der Wasserversorgung in Großbritannien im Jahr 1989 hat die Presse regelmäßig auf verschiedene Missstände hingewiesen.
Die britische Presse, insbesondere Zeitungen wie The Guardian, The Independent und The Times, argumentieren häufig, dass die Privatisierung der Wasserunternehmen das öffentliche Interesse gefährdet hat. Sie fordern eine stärkere Regulierung und, in einigen Fällen, eine Rückverstaatlichung, um sicherzustellen, dass die Wasserversorgung effizient und nachhaltig betrieben wird. Es wird betont, dass das ursprüngliche Ziel der Privatisierung – Effizienzsteigerungen und bessere Servicequalität durch Wettbewerb – in vielen Fällen nicht erreicht wurde, sondern vielmehr zu einer Konzentration von Gewinnen in den Händen weniger Investoren geführt hat.
Die Berichterstattung über diese Themen spiegelt eine zunehmende Unzufriedenheit mit den Ergebnissen der Privatisierung wider und legt nahe, dass viele öffentliche Dienstleistungen, wie die Wasserversorgung, besser unter staatlicher Kontrolle bleiben sollten, um die langfristigen Interessen der Bevölkerung zu schützen.
Thames Water ist mehrheitlich privatisiert, aber es ist nicht zu 100 % in privater Hand. Das Unternehmen ist im Besitz von verschiedenen privaten Investoren, einschließlich Investmentfonds und Pensionskassen. Der größte Anteilseigner ist der kanadische Pensionsfonds Ontario Teachers' Pension Plan (OTPP), der etwa 30 % des Unternehmens besitzt. Weitere große Investoren sind Unternehmen wie Kempen Capital Management und Infracapital, eine Tochtergesellschaft des britischen Investmenthauses M&G Investments.
Es gibt jedoch auch staatliche und gemeinnützige Akteure, die indirekt Einfluss auf das Unternehmen haben, etwa durch regulierende Maßnahmen von Organisationen wie der Water Services Regulation Authority (Ofwat), die die Preise und die Qualität der Dienstleistung überwacht. Trotzdem bleibt Thames Water als privates Unternehmen unter der Kontrolle dieser großen Investoren, die Gewinne maximieren wollen, was immer wieder zu Kontroversen führt.
Insgesamt bleibt die Frage, ob Thames Water gänzlich unter staatlicher Kontrolle gestellt oder zumindest stärker reguliert werden sollte, ein immer wiederkehrendes Thema in der politischen Debatte.
The wildfires in California replicate the massive fire storms in the boreal forest in Canada and Siberia, the lungs of the earth. Our addiction to fossil fuel has ignited an age of fire.
Ein neuer Bericht zeigt, dass die UBS seit der Unterzeichnung des Pariser Abkommens insgesamt 211 Milliarden Dollar zur Finanzierung von fossilen Brennstoffen – Kohle, Öl und Gas – zur Verfügung gestellt hat. Damit ist die UBS eine der global grössten Banken, wenn es um die Finanzierung der klimaschädlichen Industrien geht.
Und nun droht UBS-CEO Sergio Ermotti im Zuge der Wahl Trumps zum US-Präsidenten bereits damit, die konzerninternen Kriterien noch weiter zu verwässern, was Investitionen in die klimaschädlichsten Projekte betrifft (siehe Artikel unten).
Wir dürfen nicht zulassen, dass die UBS diese skrupellosen Geschäfte weiterhin unbehelligt tätigen kann! Mit der vor wenigen Wochen lancierten Finanzplatz-Initiative sorgen wir dafür, dass Banken wie die UBS die Klimakrise nicht weiter anheizen.
Zur Website der SP Schweiz mit Link zum Argumentarium samt A4-Unterschriftenbogen
Jede vierte Tierart in Seen, Bächen und Flüssen ist vom Aussterben bedroht. Forschende warnen vor einem massiven Artensterben.
Wer an Biodiversität und Artensterben im Wasser denkt, denkt oft zuerst an überfischte Ozeane. Oder generell an Fische. Dabei sind Tiere wie Süsswasserkrebse und Libellen stärker bedroht, das zeigt eine aktuelle Datenanalyse.
Süsswasser beherbergt zehn Prozent aller bekannten Tierarten, obwohl weniger als ein Prozent der Erdoberfläche damit bedeckt sind. Ein Viertel aller Libellen, Krebse und viele wasserabhängige Insekten können jedoch bald aussterben. Das zeigt eine Studie der Weltnaturschutzunion (IUCN) zur Aktualisierung der Roten Liste, die erstmals detailliert die Bedrohung von Süsswassertieren darlegt.
Ohne gesundheitsgefährdende Bisphenole geniesst es sich nur bei Pizza Hut. Andere Pizzakartons im Test waren deutlich belastet.
Bisher war Bisphenol A oder BPA eher ein Thema in den Beschichtungen von Konservendosen. «Öko-Test» fand die hormonaktive Chemikalie bereits in hohen Mengen in Dosentomaten und -mais. Nun haben die Testerinnen und Tester BPA auch in Pizzaboxen gefunden – in teilweise sehr hohen Mengen.
Das Pseudoöstrogen, das als Grundstoff von Polycarbonat (PC), in Klebern und Beschichtungen verwendet wird, wurde wegen seiner hormonähnlichen, krebserregenden und fortpflanzungsschädlichen Eigenschaften in vielen Anwendungen Stück für Stück verboten. Vor einigen Jahren stellte sich heraus, dass BPA auch das Immunsystem stört. Ersetzt wurde die Chemikalie oft durch Bisphenol S (BPS), das ähnliche Eigenschaften hat.
"Wir befinden uns mitten in existenziellen Krisen. Warum sind wir nicht in der Lage, uns den Ernst der Lage einzugestehen?
Sollte eine goldene Stachelbeere für die absurdeste Schlagzeile des Jahres vergeben werden, so hätte sie diese, am 10. Januar 2025 im « Tages-Anzeiger» erschienen, redlich verdient:
«2024 war das erste Jahr jenseits von 1,5 Grad – sind die Klimaziele noch zu schaffen?»
Nein, sind sie nicht, liebe Kolleginnen und Kollegen, denn 1,6 Grad liegen bereits über der geforderten Grenze von 1,5 Grad. Natürlich könnte man dem beckmesserisch entgegenhalten, dass sich die 1,5 Grad erlaubte Erhöhung auf das Jahrzehnt beziehen, und hier nur von einem Jahr die Rede ist. Aber Hand aufs Herz: Wer glaubt noch daran?"
Zusammenfassung: Daniel Strassbergs Artikel „Die Unfähigkeit zur Trauer“ kritisiert die gesellschaftliche Verleugnung der bereits eingetretenen Klimakatastrophe und des Demokratieverlusts. Er argumentiert, dass sowohl die Klimakrise als auch der Rückgang demokratischer Werte bereits Realität sind, aber durch eine illusionäre Hoffnung auf eine noch zu rettende Zukunft verdrängt werden. Strassberg zieht Parallelen zur psychoanalytischen These von Alexander und Margarete Mitscherlich, die in ihrem Buch „Die Unfähigkeit zu trauern“ die deutsche Nachkriegsgesellschaft analysierten: Die Unfähigkeit, den Verlust des „Führers“ und die eigene Schuld im Nationalsozialismus zu betrauern, führte zu einer Abwehr von Verantwortung. Ähnlich verdränge die heutige Gesellschaft die Klimakrise und den Demokratieverlust, um Schuld und Scham zu vermeiden. Strassberg fordert eine Phase echter Trauer, um die Realität anzuerkennen und Verantwortung zu übernehmen, anstatt sich weiterhin in Illusionen zu flüchten. Nur so könne ein echter Wandel eingeleitet werden. - Auch in der Schweiz ist ein Bundesrat im Stil von Trump, und ein Bewunderer Trumps, am Wirken und streicht still alles, was ihm nicht passt. Er trägt den Namen einer Beilage, die oft mit Zürcher Geschnetzteltem serviert wird. Der Faschismus breitet sich auch in der Schweiz aus. Siehe dazu auch den Eintrag "09.02.2025 Ergebnis der Volksinitiative «Für eine verantwortungsvolle Wirtschaft innerhalb der planetaren Grenzen (Umweltverantwortungsinitiative)» auf dieser Seite"
Mit bestellten Studien, falschen Behauptungen und billigen Tricks wollen Lobbyisten ein Verbot der Giftstoffe in der EU verhindern.
Seit fünf europäische Länder 2023 bei der EU vorgeschlagen haben, PFAS en gros zu regulieren, läuft deren Lobby heiss. Zur Erinnerung: PFAS sind eine Gruppe von tausenden kaum abbaubaren Chemikalien, die Grundwasser, Böden und Lebensmittel verseuchen.
Von einigen ist belegt, dass sie gesundheitsschädlich sind, von anderen weiss man es noch nicht. Entkommen kann man ihnen nicht. Jeder und jede hat zumindest einige davon im Körper.
Vor fast genau zwei Jahren reichten Dänemark, Deutschland, die Niederlande, Norwegen und Schweden bei der EU den Vorschlag ein, sämtliche PFAS zu verbieten. Ausgenommen würden nur sogenannte «essentielle» Anwendungen, bei denen sie sich nicht ersetzen lassen.
«Massive, orchestrierte Desinformationskampagne»
Das Vorhaben, mit dem sich derzeit die Ausschüsse in Brüssel beschäftigen, rief umgehend hunderte Lobbyisten auf den Plan. Im «wahrscheinlich grössten Lobby-Ansturm, den es in Europa jemals gab», reichten Unternehmen und ihre Vertreter insgesamt 17’000 Seiten bei der zuständigen Europäischen Chemikalienagentur ECHA ein. Das schreibt die deutsche «Tagesschau» unter Bezug auf das «Forever Pollution Project», an dem auch das SRF beteiligt war.
Unternehmen wie Chemours und 3M, die PFAS produzieren, produziert haben oder in der Produktion verwenden, schickten hunderte Lobbyisten nach Brüssel. Viele Hersteller haben ihre Lobbyingaktivitäten vervielfacht, dokumentiert «Corporate Europe».
Es geht ihnen nicht um Ausnahmen, sondern darum, das Verbot komplett zu stoppen. Das «Forever Pollution Project» dem mehr als zwei Dutzend grosse Medien wie «Le Monde», der «Guardian» oder die «Süddeutsche Zeitung» angehören, beschreibt den Lobbyingaufwand als «massive, orchestrierte Desinformationskampagne». Hauptsächlicher Schauplatz neben Brüssel: Deutschland.
Viele Autofabrikanten stellen keine Kleinwagen mehr her, weil sie zu wenig daran verdienen. Dafür gibt es immer mehr Geländewagen.
Die Geländewagen-Palette von VW ist eindrücklich. Sie umfasste bisher acht Modelle: Taigo, T-Cross, T-Roc, Tiguan, Tiguan Allspace, ID.4, ID.5 sowie Tuareg. Und nun schiebt VW auch noch den Tayron nach.
Kleinwagen? Interessieren VW nicht mehr. Den Lupo, der seinerzeit mit drei Litern Diesel auf 100 Kilometer auskam, gibt es seit 2005 nicht mehr. Für den Nachfolger Fox war 2011 Schluss. Und für dessen Nachfolger Up 2023.
Kommentar (ironisch): Das kommt vielen - v.a. Autofahrern - insofern entgegen, als sie damit ihre Unzulänglichkeiten kompensieren können. Doch was, wenn dann alle Geländefahrzeugfahrer werden? Ah ja, da gibt es ja die noch grösseren und teureren Modelle. Damit bleibt meine Sorge also hauptsächlich weiterhin bei der Verschmutzung durch diese Strassenpanzer, und den Gefahren für andere VerkehrsteilnehmerInnen, FussgängerInnen, Kinder ...
Die Welt bewegt sich gegen erneuerbare Energien. Wie die Financial Times heute festgestellt hat:
BP hat einen radikalen Versuch aufgegeben, sich als grünes Energieunternehmen neu zu erfinden, und hat sich dem Druck der Investoren gebeugt, nachdem seine aggressive Abkehr von fossilen Brennstoffen in den letzten fünf Jahren nach hinten losgegangen ist.
In einer Rückbesinnung auf seine Wurzeln erklärte der FTSE-100-Konzern am Mittwoch, dass er die Ausgaben für Öl und Gas um ein Fünftel auf 10 Milliarden Dollar pro Jahr erhöhen und die Ausgaben für erneuerbare Energien um 70 Prozent kürzen werde.
Das Ziel ist also, den Planeten zu verbrennen, unsere menschliche Zukunft hier auf der Erde zu zerstören und den kurzfristigen Profit für die Babyboomer zu maximieren, die nicht mehr erleben werden, welche Konsequenzen dies für ihre Kinder und Enkelkinder haben wird. All dies geschieht im Namen der Verfolgung der neoliberalen Wirtschaftsfantasie, die suggeriert, dass die Zukunft nicht existiert, weil alle Konsequenzen zukünftiger Handlungen immer finanziell auf die Gegenwart abgezinst werden können.
Neben diesen Annahmen ist BP auch davon ausgegangen, dass es das Recht hat, eine solche Entscheidung zu treffen, ohne den Rest von uns auf dem Planeten Erde zu konsultieren. Nur die Meinung aggressiver Hedgefonds- und Private-Equity-Manager, die diesen Kurs gefordert haben, scheint für BP von Bedeutung zu sein. Dies ist die Definition von Freiheit und Unabhängigkeit, zu der sich auch Jeff Bezos heute Morgen bekannt hat.
BP hat auch den Planeten selbst nicht berücksichtigt, der diesen Angriff überleben wird, auch wenn wir es vielleicht nicht tun. Das Konzept der Externalitäten ist BP offensichtlich entgangen.
Ich habe mich immer gefragt, ob dies passieren könnte. Die Verbreitung der grünen Agenda gab immer das Gefühl, dass sie vielleicht zu schön war, um wahr zu sein, und das Risiko eines Rückschlags war real. Und doch ist klar, dass erneuerbare Energien jetzt billiger sind als Energie aus fossilen Brennstoffen. BP fesselt sich an eine Energiequelle, die irgendwann nicht mehr genutzt wird. Und es leugnet die wirtschaftliche Realität, dass wir grün werden müssen, sonst wird es keine Wirtschaft mehr geben, die es zu bedienen gilt.
Was passiert also bei BP? Wird es von dem politischen und dogmatischen Wahnsinn des Augenblicks übernommen, weil dies wirtschaftlich keinen Sinn ergibt? Ich denke, das ist die beste Erklärung. Aber in der Zwischenzeit werden die Kosten dafür sehr hoch sein. Die Menschen, die BP heute leiten, sind buchstäblich die Feinde der Menschheit, weil ihre Handlungen unsere Existenz bedrohen. Ich habe keine Ahnung, wie sie nachts schlafen können.
Der Konzern wird seit Monsanto-Kauf von Pflanzenschutz-Massenklagen belastet. Zocker spekulieren auf «Konkurs-Trick» als Ausweg.
Vor knapp zehn Jahren wollte der deutsche Pharma- und Agrarkonzern Bayer mit der Übernahme des amerikanischen Konkurrenten Monsanto ganz gross werden. Dieser Schuss ging aber nach hinten los: Die Amerikaner hatten nicht nur einen umstrittenen Ruf, sondern mit dem Pflanzenschutzmittel Roundup eine richtige «Bombe» im Angebot.
Roundup enthält den Wirkstoff Glyphosat und war in der Landwirtschaft und bei Gärtnern lange Zeit sehr beliebt, weil sie damit Unkräuter in Gärten und auf Äckern einfach sowie relativ günstig beseitigen konnten. Bald aber geriet das Mittel als angebliche Ursache für Krebserkrankungen und für Umweltschäden in die Schlagzeilen. Und obwohl manche Studien den Vorwürfen widersprachen, kam es in den USA zu Massenklagen, für die Bayer Milliarden aufwenden musste.
Übersetzung des Artikels von Erin Brokovich
Hinweis: Vielleicht erinnerst du dich an den gleichnamigen Film mit Julia Roberts und Albert Finney. Roberts hat Erin Brokovich dargestellt. Hier eine kurze Zusammenfassung der Handlung:
Erin Brockovich, eine alleinerziehende Mutter, arbeitet als Gehilfin in einer Anwaltskanzlei, nachdem sie aufgrund ihrer unüberlegten Klage gegen einen Arzt in finanzielle Schwierigkeiten geraten ist. Während sie Ablagearbeiten macht, entdeckt sie einen Fall, bei dem der Konzern Pacific Gas and Electric (PG&E) das Grundwasser in Hinkley mit giftigem Chrom(VI) kontaminiert hat. Sie recherchiert intensiv und deckt einen massiven Umweltskandal auf, der zahlreiche Anwohner krank gemacht hat.
Trotz anfänglicher Bedenken ihres Chefs, Anwalt Ed Masry, übernimmt dieser den Fall gegen PG&E. Mit Erins hartnäckigem Engagement und ihrer Fähigkeit, das Vertrauen der Betroffenen zu gewinnen, gelingt es, eine Sammelklage einzuleiten. Ein Whistleblower liefert entscheidende Beweise, die PG&E’s langjährige Kenntnis der Kontamination bestätigen. Am Ende wird PG&E zu einer Entschädigung von 333 Millionen Dollar verurteilt.
Während Erins Karriere floriert, leidet ihr Privatleben unter ihrer intensiven Arbeit. Doch ihre Beziehung zu ihrem Nachbarn George stabilisiert sich, als er ihre Arbeit versteht und sie ihn in den Fall einbezieht. Erin erhält nach dem Prozess ein eigenes Büro und eine hohe Belohnung für ihren Erfolg. Ende der Zusammenfassung.
"Ja, DU! Hast du das Gefühl, es gibt nicht genug Maßnahmen, um unser Wasser, die Luft und das Land zu schützen? Hier sind einige Möglichkeiten, wie du helfen kannst. Tipp: Jeder kann es tun.
Viele Menschen wünschen sich, Veränderungen in ihrem Leben vorzunehmen, wie zum Beispiel in eine neue Stadt zu ziehen, eine Beförderung zu beantragen oder mehr Qualitätszeit mit ihren Liebsten zu verbringen.
Was ist, wenn du die Welt um dich herum verändern möchtest? Was sind die Schritte, um ein Umweltadvokat zu werden?
Der Brockovich Report ist eine von Lesern unterstützte Publikation. Wenn du neue Beiträge erhalten und meine Arbeit unterstützen möchtest, ziehe in Erwägung, ein kostenloses oder kostenpflichtiges Abonnement abzuschließen.
Ich weiß, dass dies überwältigend wirken kann. Ich kämpfe nun schon seit mehr als 30 Jahren für sauberes Wasser, und ich bin immer noch hier.
Egal, ob du dir Sorgen über die jüngste Ankündigung der EPA machst, die die größte Deregulierung in der Geschichte einleitet, oder besorgt bist, dass das Wasser aus deinem Wasserhahn möglicherweise kontaminiert ist, ich möchte dir konkrete Schritte an die Hand geben, die du jetzt sofort ergreifen kannst.
PS: In dem oben genannten Video vom 12. März kündigte EPA-Administrator Lee Zeldin „31 historische Maßnahmen an, die „ein Messer direkt ins Herz der Klimawandel-Religion treiben“. Wie die New York Times hervorhebt, „wird in dem Video nirgendwo auf den Schutz der Umwelt oder der öffentlichen Gesundheit hingewiesen“, zwei Grundsätze, die die Agentur seit 1970 leiten.
Es ist interessant, dass er den Begriff „Klimawandel-Religion“ verwendet. So ein extremer Begriff. Ich denke darüber nach, wie sich unser Wetter weiterhin verändert. Tatsächlich war 2024 ein weiteres Jahr mit beispiellosen oder signifikanten Klimaauswirkungen, darunter wetterbedingte Katastrophen im Wert von 27 Milliarden Dollar, die zweithöchste Zahl von Milliarden-Dollar-Wetterkatastrophen in den USA.
Fast sechs Monate nachdem der Sturm Helene durch Florida, Georgia, die Karolinas und Tennessee mit katastrophalen Winden und sintflutartigen Regenfällen zog, zeigt der abschließende Bericht des National Hurricane Centers die wahre Verwüstung des Sturms. Er gehört zu den teuersten Wetterkatastrophen des Landes.
Der Bericht beschreibt, wie Helene lebensbedrohliche Windböen viel weiter ins Landesinnere des Südostens brachte als andere Hurrikane, aufgrund ihrer schnellen Vorwärtsbewegung und ihrer großen Größe.
„Der Niederschlag, der mit Helene und dem vorangegangenen Regenereignis verbunden war, führte zu katastrophalen Überschwemmungen in West-Nordkarolina und Ost-Tennessee, insbesondere in den bergigen Regionen, wo Erdrutsche und Trümmerströme zahlreiche Häuser, Straßen, Brücken, Strominfrastrukturen und Wasseraufbereitungsanlagen zerstörten“, heißt es im Bericht. „Helene ist die verheerendste Naturkatastrophe in der Geschichte von West-Nordkarolina.“
Trotz der wachsenden Dringlichkeit der Klimakrise fand eine Analyse von Media Matters heraus, dass die großen Rundfunknetzwerke im Jahr 2024 nur 12 Stunden und 51 Minuten Klimaberichterstattung sendeten – ein Rückgang von 25 Prozent im Vergleich zu 2023. Und wenn man den 24-Stunden-Nachrichtenzirkel bedenkt, ist das eine erschreckend geringe Menge an Sendezeit.
Die Medien haben die Macht, zu formen, worüber wir sprechen und was wir darüber lernen.
Nur 9 Prozent der Klimaberichterstattung in den großen Rundfunknachrichten, 28 von 324 Segmenten, erwähnten „Fossilienbrennstoffe“. Dies ist ein Rückgang im Vergleich zu 2023, als „Fossilienbrennstoffe“ in 12 Prozent der Klimasegmente erwähnt wurden.
Ich schaudere, wenn ich daran denke, wie wenig Medienberichterstattung wir über Wasserprobleme haben.
Währenddessen übertreibt die Klimainformationsverzerrung die zukünftigen Kosten von Emissionsreduktionen; unterschätzt Fortschritte in der Energieeffizienz und bei erneuerbaren Technologien; und ignoriert die enormen Gesundheits- und Wirtschaftskosten des Klimawandels selbst.
Das ist genau das, was die Industrie will.
Jedes Mal, wenn ich in diesem Newsletter über den Klimawandel spreche, bekomme ich großen Widerstand. Für alle, die sich in dieser Situation befinden, fordere ich euch auf, darüber nachzudenken, woher ihr eure Informationen bezieht und wer euch beeinflusst. Die Fossilienbrennstoffindustrie und Big Oil? Oder die Wissenschaftler, die unseren Planeten studieren? (Mehr wissenschaftliche Perspektiven hier und hier).
Die Umweltbewegung ist für alle
Als ich damals in Hinkley, Kalifornien, zu arbeiten begann, fühlten sich die Menschen dort wie eine einzelne Stimme. Würde sich jemand für diese kleine Stadt und ihre verheerenden Umweltprobleme interessieren? Diese Stimmen erhoben sich ohne eine Plattform oder soziale Medien, und als der Film herauskam, unterstützten die Zuschauer ihre Geschichte.
Heute passieren „Hinkleys“ überall und jederzeit. Der Bedarf, sich zu äußern, ist größer denn je.
Es ist eine Zeit, um zusammenzukommen und für das größere Wohl zu arbeiten. Informationen zu teilen und zusammenzuarbeiten ist unsere einzige Hoffnung. Die Lösung liegt bei den Menschen in ihren Gemeinden, auf lokaler und staatlicher Ebene, die für Veränderung arbeiten.
Ich weiß, das klingt nach einer großen Herausforderung, aber mit den Menschen in deiner Gemeinde zu sprechen und dort zu helfen, wo du kannst, ist wirklich der Weg. In den meisten Gemeinden mit einem Umweltproblem ist es meist eine sehr kleine Gruppe von Menschen, die die Last trägt. Stell dir vor, was wir erreichen könnten, wenn mehr Menschen sich ihnen anschließen.
Die Wahrheit ist, jeder kann ein Fürsprecher für den Planeten werden. Der erste Schritt ist zu glauben, dass du einen Unterschied machen kannst, egal unter welchen Umständen. Sprich mit dir selbst, als wüsstest du, dass du es tun kannst.
Bevor der Film kam und bevor ich zu einem Namen wurde, den die Leute erkannten, war ich einfach eine freche, kurz gekleidete blonde Frau aus Kansas. Ich war das jüngste von vier Kindern, aber meine Eltern haben mich nie verhätschelt. Sie haben mir immer gesagt, dass es keinen einzigen Weg gibt, etwas zu tun. Wenn es nicht klappt, finde einen anderen Weg. Sie lehrten mich, für das zu kämpfen, was ich im Leben wollte, und dafür bin ich ihnen für immer dankbar.
Ich bin ein Fürsprecher für Bewusstsein und das Recht eines Menschen, zu wissen. Genau darum geht es in diesem Newsletter – dich über Themen aufzuklären, die meiner Meinung nach in den Mainstream-Medien zu wenig Beachtung finden.
Oft denken wir nicht darüber nach oder verstehen nicht, was mit jemand anderem passiert, bis es uns persönlich betrifft. Die meisten Menschen denken nicht über ihr Wasser nach, bis der Wasserhahn versiegt.
Ich denke immer noch an die Menschen in East Palestine, Ohio, deren Leben sich im Februar 2023 für immer veränderte, als ein Norfolk-Southern-Güterzug mit gefährlichen Materialien entgleiste und das Leben der 5.000 Menschen dort und der unzähligen benachbarten Gemeinden durcheinanderbrachte.
Niemand sprach über den Transport von gefährlichen Materialien quer durchs Land, bis schwarze Rauchwolken von dieser Explosion in jedem großen Nachrichtenkanal gezeigt wurden.
Chemieunfälle, Brände und Explosionen passieren in den USA etwa alle drei Tage, und viele dieser Vorfälle betreffen fossile Brennstoffe wie Petrochemikalien, so der Spill Tracker. Du kannst diese Ressource nutzen, um Medien- und Regierungsberichte über Vorfälle zu verfolgen, bei denen krebserregende Petrochemikalien wie Vinylchlorid, Ammoniak, Benzol und Butadien beteiligt sind.
Allein im Jahr 2024 gab es 132 petrochemikalienbedingte Vorfälle, im Vergleich zu 96 gemeldeten Vorfällen im Jahr 2023. Unzählige weitere bleiben unberichtet. Die Medienberichterstattung hält mit der Zahl der Unfälle nicht Schritt.
Aber du könntest anfangen, in den sozialen Medien darüber zu sprechen. Du könntest eine Gruppe in deiner Gemeinde organisieren, um diese Probleme zu erforschen und sie deinen gewählten Vertretern zu präsentieren. Du könntest herausfinden, ob eine Gruppe arbeitet, um Bewusstsein zu schaffen, und sie unterstützen, mit ihnen freiwillig arbeiten oder ihrem Vorstand beitreten.
Wenn mir das politische Klima der Gegenwart etwas beigebracht hat, dann, dass wir alltägliche Menschen brauchen, die sich ein wenig unwohl fühlen, um Veränderungen herbeizuführen.
Und was ich mit „ein wenig unwohl fühlen“ meine, ist, bei einer Gemeinderatssitzung zu sprechen oder sich die Zeit zu nehmen, Plastikflaschen und Müll vom Bürgersteig oder deinem lokalen Gewässer aufzusammeln. Vielleicht entscheidest du dich, auf dem Bauernmarkt einzukaufen und lokale Lebensmittelanbieter zu treffen, anstatt deinen wöchentlichen Einkauf im Supermarkt zu erledigen. Klopfe an die Tür deines Nachbarns, um über einen Schadstoff zu sprechen, der in deinem Verbraucherbestätigungsbericht (CCR) entdeckt wurde.
Du kannst deinen eigenen Weg wählen. Egal, ob du Kunst machen möchtest, die die Menschen über die Umwelt aufklärt, oder deine juristischen Fähigkeiten nutzen möchtest, um Gemeinden im Kampf gegen Unternehmensverschmutzung zu unterstützen – die Möglichkeiten sind vielfältig, und der Bedarf ist groß.
Schau dir auch den Trailer für den Dokumentarfilm „Unnatural Disaster“ des unabhängigen Filmemachers Wayne Degan an, der sich mit dem jahrzehntelangen Kampf gegen PCB- und PFAS-Verschmutzung in Anniston, Alabama, beschäftigt.
Hier sind einige weitere Ideen, um anzufangen:
Lärm reduzieren
Der erste Schritt, den jeder braucht, um ein Wasserkrieger (oder Fürsprecher für irgendetwas) zu werden, ist, zu beurteilen, woran du glaubst und was dir wichtig ist, was nicht geschehen kann, wenn du nicht lernst, „den Lärm auszublenden“. Der Lärm ist heutzutage überall, von den Nachrichten und sozialen Medien bis hin zu dem Meeting, das du mit deinem Chef hattest, oder den Problemen, die deine Kinder in der Schule haben könnten.
Wir alle haben viel zu tun. Als jemand, der schon lange in dieser Arbeit steckt, möchte ich dir sagen, dass du dich selbst erneuern musst, um durchzuhalten. Für mich bedeutet das, mir Zeit zu nehmen, den Sonnenuntergang anzusehen oder meine Enkelkinder im Garten spielen zu sehen.
Was könnte das für dich aussehen? Vielleicht eine kurze Achtsamkeitspraxis, das Schreiben in deinem Tagebuch oder eine Wanderung im Wald. Tue, was du kannst, um deine eigene Stimme zu hören. Nimm dir so oft wie möglich die Zeit, um dich zurückzusetzen, damit du mit deiner Sache weitermachen kannst. Kenne dein „Warum“
Zu wissen, wofür du stehst, ist eines der befreiendsten Gefühle der Welt. Ich wäre nicht so weit in meiner Karriere gekommen, ohne zu wissen, warum ich durch das ganze Land fliege oder spät in seltsamen Städten aufbleibe, um mit den Menschen vor Ort darüber zu sprechen, wie sie Veränderungen in ihrer Stadt bewirken können. Nimm dir jetzt einen Moment, um dir ein klares Bild zu machen, indem du dir ein paar einfache Fragen stellst und deine Antworten aufschreibst.
Sobald du dein „Warum“ kennst, überlege, es in den nächsten Wochen mit drei Personen zu teilen, die dir nahe stehen. Wenn du etwas laut aussprichst, gibt es der Aussage noch mehr Kraft. Vielleicht teilen sie auch ihr „Warum“ mit dir.Widerstand managen
Es ist so wichtig, auf dein eigenes Bauchgefühl zu hören und dich nicht von den Meinungen anderer beeinflussen zu lassen. Ich habe mich immer von Menschen, die mich kritisiert haben, nicht beeinflussen lassen. Ich wollte die Wahrheit verbreiten, und das war die Motivation, die mich antrieb. Wenn du immer noch unsicher bist, ob du dich auf den Weg machen solltest, dich für die Umwelt einzusetzen, frage dich: Was könnte mein größtes Bedauern sein, wenn ich es nicht tue?
Schritt für Schritt vorankommen
Es kann sich überwältigend anfühlen, ein Veränderer der Welt zu sein, aber du musst nicht alles auf einmal machen. Jedes kleine Stück zählt. Es geht darum, Fortschritte zu erzielen, egal wie klein sie erscheinen. Wenn du dich für ein Projekt entscheidest, sei es die Unterstützung von Umweltschutzgesetzen oder das Sammeln von Müll in deiner Nachbarschaft, jedes kleine Stück trägt zum großen Ganzen bei.
Du musst dich nicht wie ein Profi fühlen, um einen Unterschied zu machen. Du kannst anfangen, indem du dich regelmäßig engagierst – ob es darum geht, dich für eine bestimmte Initiative stark zu machen oder indem du einfach deine Stimme erhebst, wann immer es notwendig ist. Niemand erwartet, dass du in einer Nacht alles löst.
Die Bedeutung von Zusammenarbeit
Die Veränderungen, die wir sehen wollen, sind oft nicht nur das Ergebnis von Einzelpersonen, sondern von Teams. Das ist ein weiterer wichtiger Punkt: Vernetze dich mit anderen, die ähnliche Ziele verfolgen. Gemeinsam können wir viel mehr bewirken als alleine. Je mehr Menschen sich zusammentun und für die gleichen Ziele kämpfen, desto größer wird die Wirkung.
Vielleicht bist du in einer Gruppe von Umweltaktivisten in deiner Nähe, oder vielleicht gibt es Initiativen, bei denen du deine Zeit und Energie einbringen kannst. Jede dieser kleinen Gruppen hat das Potenzial, zu einer stärkeren, landesweiten Bewegung zu wachsen.
Bleibe informiert und teile dein Wissen
Bleibe in Kontakt mit den neuesten Umweltproblemen, entwickle dich kontinuierlich weiter und teile dieses Wissen mit anderen. Deine Informationen und Erkenntnisse können andere inspirieren und dazu beitragen, dass mehr Menschen zu umweltbewussten Handlungen übergehen. Je mehr wir über Themen wie Klimawandel, Luftqualität, Wasserverschmutzung und Naturschutz wissen, desto effektiver können wir Maßnahmen ergreifen.
Schließlich geht es nicht nur darum, der Veränderung zu folgen, sondern auch darum, die Veränderung zu initiieren. Du hast die Möglichkeit, dein Umfeld zu beeinflussen – deine Familie, Freunde, Nachbarn und sogar deinen Arbeitsplatz. Es gibt viele kleine und große Schritte, die du unternehmen kannst, um ein Fürsprecher für den Planeten zu werden.
In der Schweiz tobt ein Streit über Tempo 30 auf Hauptstrassen innerorts. In Lausanne und im Ausland hat es sich bewährt.
Die Einführung von Tempo 30 auf Hauptstrassen soll verboten und auf Quartierstrassen erschwert werden. Das will das eidgenössische Parlament. Es hat einen entsprechenden Vorstoss von Peter Schilliger, Luzerner FDP-Nationalrat und Präsident der TCS-Sektion Waldstätte, angenommen.
«Auf chaotische Weise»
Schiller argumentiert: «Die Hierarchie des Strassennetzes und Funktionen der verschiedenen Strassentypen müssen in der Schweiz erhalten bleiben.» Gegenwärtig verbreite sich die Geschwindigkeitsbegrenzung «in vielen Städten und Gemeinden auf chaotische Weise».
«Eine klare Hierarchie»
Sowohl ausser- wie auch innerorts sei «eine klare Hierarchie» der Strassen nötig, doziert Schilliger in seinem Vorstoss. «Innerorts besteht bei verkehrsorientierten Strassen die Funktion darin, den Verkehr zu leiten, zu verbinden und zu sammeln.» Auf diesen Strassen müsse Tempo 50 gelten. Vom Verkehrslärm, von der Luftqualität, von der Verkehrssicherheit ist in seinem Vorstoss nirgends die Rede.
Zum Beispiel Lausanne
Der Bundesrat hat nun den Auftrag, das Strassenverkehrsgesetz entsprechend zu ändern. Doch was passiert, wenn auf Hauptstrassen Tempo 30 gilt? Eine Ahnung bekommt, wer sich in Lausanne umsieht. Seit dreieinhalb Jahren gilt in der Waadtländer Kantonshauptstadt zwischen 22 und 6 Uhr auf allen Hauptstrassen Tempo 30. Einzige Ausnahmen sind die Hauptzufahrtsstrassen vom Stadtzentrum zur Autobahn, zum Beispiel die Route de Romanel und die Avenue de Rhodanie.
Und die Folgen: Der Lärm sank so stark, als wäre die Verkehrsmenge um 50 Prozent reduziert worden. Der Verkehrsfluss ist nach Angaben der Stadtbehörden besser und der Benzinverbrauch niedriger. Nicht zuletzt, weil die Stadt seit der Einführung von Tempo 30 rund 40 Lichtsignalanlagen nachts in den Blinkmodus versetzt.
Nun kommt an den Tag: Die Behörden in Frankreich wussten schon mindestens seit 2022, dass Nestlé betrügt.
Die französische Regierung wusste, dass Nestlé seit mehreren Jahren bei der Behandlung seiner Mineralwässer Perrier und Hépar betrogen hat: Das ergaben laut «Le Figaro» die Abklärungen des Untersuchungsausschusses des Senats zur Nestlé-Mineralwasser-Affäre. So war den Behörden offenbar bekannt, dass es in einigen Quellen bakteriologische und sogar virologische Verunreinigungen gab, sagte der zuständige Senator Alexandre Ouizille.
Auf Druck von Lobbyisten im Parlament drückt der Bundesrat bei Giftmitteln beide Augen zu – entgegen eigener Ziele.
Die Schweiz vergiftet ihre Gewässer stärker als sie sich erlaubt. Dies zeigt ein letztes Jahr publizierter Bericht im Auftrag des Bundesamts für Umwelt (Bafu). Damit liess der Bund untersuchen, ob die Ziele des 2017 verabschiedeten Aktionsplans Pflanzenschutzmittel erreicht werden. Dieser wurde vom Bundesrat im Rahmen des Gegenvorschlags zur Trinkwasserinitiative verabschiedet, weil «die in Pflanzenschutzmitteln enthaltenen biologisch wirksamen Stoffe unerwünschte Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt ausüben können».
Doch die Fachleute zeigten: Zulässige Grenzwerte für Gifte werden an über der Hälfte der Messanlagen überschritten. Die Vorgaben werden in fast allen kleinen und mittelgrossen Fliessgewässern nicht eingehalten. Die Zwischenziele, welche der Aktionsplan bis 2027 erreichen will, liegen damit in weiter Ferne.
Trotzdem gehen Bundesrat und Parlament nicht härter gegen den Giftmitteleinsatz vor. Das Parlament entschied unlängst gar, dass die Schweiz die Zulassungsentscheidungen der EU für Pestizide übernehmen soll. Dies obwohl Gewässerschutzfachleute das Bestreben klar ablehnten. Verschiedene Recherchen von Schweizer Medien zeigten in letzter Zeit, wie stark die Bestrebungen sind, den Schutz vor Giftmitteleinsatz in der industriellen Landwirtschaft zu lockern.
Übersetzung des Artikels von Robert Macfarlane
Angesichts der Rekordwerte der Umweltverschmutzung und der Entwicklung von Süßwasser zum „neuen Öl“ stellt sich die Frage, ob es an der Zeit ist, unser Verhältnis zur Natur grundlegend zu überdenken.
Falls Sie sich einen Fluss nur schwer als lebendig vorstellen können, versuchen Sie, sich einen sterbenden oder toten Fluss vorzustellen. Das ist einfacher. Wir wissen, wie das aussieht. Wir wissen, wie es sich anfühlt. Ein sterbender Fluss ist einer, der das Meer nicht erreicht. Die Fische eines sterbenden Flusses treiben bäuchlings in stehenden Tümpeln. Schwäne auf der oberen Themse nahe Windsor tragen mittlerweile braune Flutmarken auf ihren schneeweißen Brustfedern, die zeigen, wo sie durch Abwasser gesegelt sind. Kürzlich sah ich am Flussufer des Southern Water ein Schild mit einem leuchtend blauen Logo, auf dem „Wasser fürs Leben“ stand. Das Schild wies Passanten an, „den Kontakt mit dem Wasser zu vermeiden. Wenn Sie mit dem Wasser in Berührung gekommen sind, waschen Sie sich bitte vor dem Essen die Hände.“ In Teilen dieser septischen Insel ist Süßwasser erst ungenießbar, dann nicht mehr zum Schwimmen und schließlich nicht mehr zu trinken.
Wie konnte es so weit kommen – und wie geht es weiter? Die Krise ist eine der Vorstellungskraft und der Gesetzgebung. Wir haben vergessen, dass unser Schicksal seit jeher eng mit dem der Flüsse verknüpft ist. Unser Verhältnis zu Süßwasser wird zunehmend instrumentalisiert, privatisiert und monetarisiert: Flüsse werden als Ressource, nicht als Lebenskraft verstanden. Die Sorgfaltspflicht gegenüber den Flüssen, die uns so viel Fürsorge entgegenbringen, wurde aufgehoben. Regulierungen werden nicht durchgesetzt, die Überwachung strategisch unterfinanziert. Flüsse, die nach Gottheiten benannt sind – der Shannon (Sinnan), der Dee (Deva) – kämpfen heute mit der Belastung durch Nitrate, Chemikalien und Abfälle.
Einer der vielen Verschwindetricks der Moderne besteht darin, die Vorläufigkeit ihrer eigenen Schlussfolgerungen verschwinden zu lassen. Wir halten es heute für selbstverständlich, Flüsse als selbstverständlich zu betrachten. Es ist nicht weiter verwunderlich, dass ein gestern registriertes Unternehmen vor dem Gesetz eine juristische Person mit einer Reihe von Rechten ist, einschließlich des Klagerechts – dass ein Fluss, der seit 10.000 Jahren fließt, jedoch keinerlei Rechte hat.
Wasservorräte werden an Terminmärkten gehandelt, und katastrophenkapitalistische Investoren spekulieren darauf, dass kommende Krisen die Stückpreise in die Höhe treiben. Süßwasser wird als liquides Gut fiskalisiert oder, wie Goldman Sachs es gierig beschreibt, als „das neue Öl“. Flüsse wurden auf „eindimensionales Wasser“ reduziert, um Marcuse zu verwenden: entterritorialisiert und organisiert, um den Ertrag zu maximieren. Fließendes Süßwasser wurde systematisch seines Lebensgeistes beraubt und zu dem reduziert, was Isaac Newton „leblose Rohmaterie“ nannte. So als Rohstoff für die Maschinerie bestimmt, wurden Flüsse der langsamen Gewalt ausgesetzt, die ihnen zugefügt wurde.
Die gewaltige anthropozäne Umgestaltung des Planeten, die derzeit im Gange ist, betrifft sowohl Wasser als auch Land. Das Drei-Schluchten-Staudammprojekt am Jangtsekiang in China staut so viel Wasser, dass es die Erdrotation messbar verlangsamt hat. Die Ölförderung aus den Ölsanden Albertas verbraucht jährlich über 200 Milliarden Liter Süßwasser: Dieses wird dem Athabasca River entnommen, vergiftet und anschließend zur „Entsorgung“ wieder ins Grundwasser zurückgeleitet. Europa hat das am stärksten verbaute Flusssystem aller Kontinente mit mehr als einer Million Barrieren, die die Flüsse zerschneiden, und nur wenige frei fließende Wasserstraßen übriglassen.
Es liegt schon lange im Interesse der Machthaber, die Natur für tot zu erklären, um sie für ihre Ausbeutung, Umwandlung und Nutzung vorzubereiten. Dieser systematische Entlebungsprozess wurde von der neuen US-Regierung auf ein katastrophales Tempo beschleunigt. Trumps Antrittsrede war obsessiv auf „Land“ fokussiert; seine Rede war ein Bingospiel aus siedlerchristlichen Metaphern des 19. Jahrhunderts, die erst die Unterwerfung und dann die Ausbeutung der natürlichen und menschlichen „Ressourcen“ des Kontinents verherrlichten: Manifest Destiny, die „ungezähmte Wildnis“, die „Grenzhypothese“. Bei seiner Anhörung im Senat bezeichnete der neue Innenminister Doug Burgum öffentliches Land und Gewässer als „Amerikas Bilanz“, die er für „wirtschaftliche Aktivitäten“ „freisetzen“ werde. Alles müsse kapitalisiert werden. Als ich Burgum hörte, musste ich an Leslie Marmon Silko in ihrem visionären Lied Ceremony (1977) denken: „Sie sehen kein Leben / Wenn sie hinschauen, sehen sie nur Objekte / Die Welt ist für sie ein totes Ding / Die Bäume und Flüsse sind nicht lebendig …“
Da die lebendige Welt immer mehr zu „roher Materie“ abgestumpft ist, ist eine Sprache, die ihre Lebendigkeit anerkennt – eine „Grammatik der Belebtheit“, wie Robin Wall Kimmerer es berühmt formulierte –, seltener geworden. Worte erschaffen Welten. Im Englischen nennen wir Flüsse, Bäume, Berge und Lebewesen „es“: eine Anrede, die sie auf den Status von Materie reduziert und sie von Menschen unterscheidet. Im Englischen lauten die Pronomen für natürliche Merkmale "es" (it) und "das" (which): der Fluss, der fließt; der Wald, der wächst. Ich spreche lieber von Flüssen, die fließen, und Wäldern, die wachsen. Im Englischen bezeichnen wir einen Fluss im Singular, aber „Fluss“ ist eines der großen Gruppennomen, die Multituden umfassen. Im Englischen gibt es kein Verb „to river“. Aber was könnte ein passenderes Verb sein als ein Fluss?
Im Frühjahr 2020 machte ich mir die ersten Notizen für ein Buch über Lebensvorstellungen. Unter der Überschrift „Anima“ notierte ich mir drei kurze, provokante Fragen: Kann ein Wald denken? Erinnert sich ein Berg? Lebt ein Fluss? All diese Fragen haben sich als hilfreich erwiesen, doch die letzte ließ mich nicht mehr los.
Letztendlich verbrachte ich vier Jahre damit, Antworten auf diese rätselhafte Frage zu finden. Diese Suche führte mich an Orte der Welt, wo Flüsse auf radikal andere Weise wahrgenommen werden; sie brachte mich in Kontakt mit zahlreichen mutigen und visionären Menschen – darunter Anwälte, Richter, Ökologen, Aktivisten, Gemeindevorsteher und Künstler –, die daran arbeiten, die Wahrnehmung und den Umgang mit Flüssen neu zu definieren; die tatsächlich daran arbeiten, das Leben selbst neu zu definieren.
In der Stadtplanung bezeichnet „Daylighting“ die Praxis, Flüsse wieder an die Oberfläche von Städten zu holen: Sie aus den dunklen Tunneln zu befreien, in denen sie eingeschlossen waren. Diese eingegrabenen Wasserläufe werden manchmal als „Geisterflüsse“ bezeichnet; ihre Stimmen sind auf Straßenniveau nur als das Flüstern von Gefangenen zu hören, das aus den Gullydeckeln dringt. London hat mehr als 20 solcher Geister. Man könnte jahrelang durch die Straßen der Hauptstadt gehen, ohne zu wissen, dass man täglich andere Flüsse als die Themse überquert: den Fleet, die Moselle, den Walbrook, den Tyburn und den Westbourne nördlich der Themse; und südlich davon den Quaggy, den Neckinger, den Falconbrook und andere, deren Namen heute größtenteils durch Beton und Durchlässe verloren gegangen sind.
„Daylighting“ ist eine Methode, Flussgeister wieder zum Leben zu erwecken – Flüsse als Mitbürger wiederzuentdecken. In Städten, in denen Daylighting durchgeführt wurde – Seattle, Yonkers, Singapur, San Antonio und viele mehr – waren die Ergebnisse oft transformativ. In Seoul wurde der Cheonggyecheon-Bach von der ihn umgebenden Autobahn befreit: Der an seinem Ufer angelegte öffentliche Park zieht nun täglich 90.000 Fußgänger an. Die Sommertemperaturen am Ufer können fünf Grad kühler sein als in den umliegenden Gebieten, und die Luftverschmutzung ist um mehr als ein Drittel gesunken. Anfang des Jahres wurde ein lange verschütteter Abschnitt des Flusses Sheaf in Sheffield unter großem Jubel im Stadtzentrum freigelegt – das Ergebnis einer langen Kampagne, den Fluss sichtbar, wiederherzustellen und zugänglich zu machen.
Vergrabene Gefühle und verschüttete Flüsse können wieder ans Tageslicht kommen. Wir müssen jetzt dringend alte, freundlichere Umgangsformen mit Flüssen wiederentdecken – und sehen, welche Veränderungen eintreten, wenn Flüsse als lebendig und zugleich tötbar anerkannt werden. Welche Auswirkungen könnte eine solche Anerkennung auf Vorstellungskraft, Recht und Politik haben?
Auf der Suche nach Antworten auf solche Fragen unternahm ich drei lange Flussreisen in Regionen, in denen Flüsse im Mittelpunkt revolutionärer Überlegungen zu dem stehen, was der Philosoph Michel Serres als „natürlichen Vertrag“ bezeichnete. An jedem dieser Orte werden Flüsse auf fundamentale Weise als „lebendig“ verstanden – und überall ist ihr Überleben extrem bedroht: durch Bergbau, Verschmutzung und Staudämme.
Die erste Reise führte uns in den ecuadorianischen Nebelwald Los Cedros, wo sich die Quellgewässer des Rio Los Cedros, des „Flusses der Zedern“, befinden. Im November 2021, als Bergbauunternehmen sich auf die Zerstörung des Waldes vorbereiteten, um Gold zu gewinnen, wurde der Nebelwald durch ein erstaunliches Gerichtsurteil gerettet . Es berief sich auf die in der ecuadorianischen Verfassung verankerten Artikel zu den „Rechten der Natur“ und verkündete das „Recht auf Leben“ des Waldes und seiner Flüsse.
Der zweite Weg führte uns zu den schwer beschädigten Bächen, Lagunen und Flussmündungen der wasserreichen Stadt Chennai im Südosten Indiens. Dort führen die Flüsse die meiste Zeit des Jahres kaum Wasser – und kehren dann in der Zyklonsaison mit gewaltigen Wellen zurück, überschwemmen die Stadt und bringen Krokodile und Welse in die überschwemmten Straßen. Auch dort versucht eine unermüdliche Gruppe junger Menschen, eine gerechte Wasserkultur wiederzubeleben – in einer Region, in der Menschen und ihre Vorfahren seit mindestens einer Million Jahren an Flüssen leben und gedeihen, die aber inzwischen von einer schweren Wasseramnesie befallen ist.
Die dritte Reise führte ins Landesinnere von Nitassinan (auch bekannt als Quebec), der Heimat der Innu, wo der wilde Mutehekau Shipu mehr als 160 Kilometer durch weglosen borealen Wald fließt und schließlich im Sankt-Lorenz-Golf ins Meer mündet. Im Jahr 2021 wurden diesem außergewöhnlichen Fluss als erstem in Kanada seine Rechte zugesprochen, als Teil einer Kampagne, die ihn vor dem Untergang durch ein geplantes Staudamm-Wasserkraftwerk bewahren sollte.
Auf diesen Reisen begegnete ich gestohlenen, überfluteten und verschwundenen Flüssen und wurde Zeuge der rücksichtslosen Machtausübung von Unternehmen, Kriminellen und Regierungen. Ich beobachtete auch, wie drei Menschen durch Flüsse aus dem Schatten des Todes zurückgeholt wurden. Ich wurde Zeuge zweier mykologischer Entdeckungen, von denen eine die gesamte Geschichte des Lebens auf der Erde leicht veränderte. Als ich mit dem Schreiben fertig war, war es für mich unwiderlegbar, dass die Flüsse selbst meine wichtigsten Mitarbeiter und Co-Autoren gewesen waren.
Die Frage nach dem Lebendigen ist uralt und drängend zugleich. Sie steht im Mittelpunkt des ältesten bekannten schriftlichen Langerzählgedichts, des Gilgamesch-Epos, dessen früheste Form über 4.000 Jahre alt ist. Das Epos ist im Wesentlichen ein Flusstext: Es wurde auf Tafeln aus Flusslehm in Keilschrift festgehalten, die mit dem abgeschnittenen Ende eines Flussrohrs in den Lehm gedrückt wurde. Es wurde erstmals in Mesopotamien verfasst und verbreitet, der Region, deren Name „Land zwischen den Flüssen“ bedeutet.
In der zentralen Episode dieses Gedichts reist Gilgamesch zum heiligen Zedernwald am Ufer des Euphrat. Dort begegnet er einem „Dämon“ namens Humbaba, der die Verkörperung der Anima des Waldes ist. Gilgamesch tötet Humbaba und zieht dann – im ersten dokumentierten Ökozid der Welt – seine Axt und rodet den Zedernwald. Natürlich folgt die Katastrophe. Das Gedicht ist eine Warnung, der wir auch mehr als vier Jahrtausende später noch keine Beachtung schenken. Auch das Gesetz ist geschichtsträchtig – und als solches kann es neu erzählt werden. Am 20. März 2017 wurde im Parlament von Aotearoa, Neuseeland, ein außergewöhnliches Gesetz namens Te Awa Tupua (Whanganui River Claims Settlement) Act verabschiedet, begleitet von Tränen und Liedern vieler Anwesender. Das Gesetz betraf den Whanganui River, der als Schmelzwasser an den Hängen dreier Vulkane der Nordinsel entspringt und 290 Kilometer bis zu seiner Mündung in die Tasmansee fließt.
Im Mittelpunkt des Gesetzes steht eine radikale Behauptung: Der Whanganui-Fluss ist lebendig. Das Gesetz spricht unmissverständlich vom Fluss als einem „unteilbaren und lebendigen Ganzen“, einer „spirituellen und physischen Einheit“ mit einer „Lebenskraft“. „Wir wollen … mit der Ansicht beginnen, dass [der Fluss] ein Lebewesen ist, und dann seine Zukunft von dieser zentralen Überzeugung aus betrachten“, sagte Gerrard Albert, Verhandlungsführer des Whanganui-Iwi (Stammes) während der Ausarbeitung des Gesetzes. Neben der Erklärung des Flusses als lebendig fügte das Gesetz eine zweite dramatische Neuerung hinzu: Es erkannte den Fluss auch als eine mit Rechten ausgestattete „juristische Person“ an, die sich vor Gericht selbst vertreten kann.
Die Verabschiedung des Te Awa Tupua Acts hallte wie ein Gongschlag durch die Welt und beflügelte die dynamische, disruptive Ideenströmung, die gemeinhin als „Rechte der Natur“-Bewegung bekannt ist. In den letzten 20 Jahren hat das Denken der „Rechte der Natur“ Aktivisten, Künstler, Gesetzgeber und Politiker auf sechs Kontinenten begeistert und kraftvolle neue Formen der Zukunftsträume inspiriert.
Flüsse sind in den Fokus dieser Bewegung gerückt. „Flussrechte“ sind in Dutzenden von Ländern von Australien bis Kanada zur gängigsten Form neuer Rechtssubjektivität geworden. Eine Allgemeine Erklärung der Flussrechte wurde verfasst, die Flüsse als Lebewesen mit Grundrechten anerkennt, darunter das Recht zu fließen und das Recht, frei von Verschmutzung zu sein. Diese Ideen haben nun auch die britischen Küsten erreicht. Anfang März beschloss der Bezirksrat von Lewes in East Sussex, sich für eine Charta der Rechte für den Fluss Ouse einzusetzen, und es gibt Kampagnen für Flussrechte am Clyde, Don, Derwent und Rye.
Mittlerweile erheben immer mehr Stimmen ihre Stimme für die britischen Flüsse, wenn es um Leben, Tod und Liebe geht: Animismus belebt den Aktivismus. Feargal Sharkey macht seit fünf Jahren Druck auf Regierung und Industrie und kämpft dafür, wie er es ausdrückt, „die einfache Wahrheit umzukehren, dass alle Flüsse in England sterben“. Im vergangenen November nahmen in London 15.000 Menschen an einem Marsch für sauberes Wasser teil, dem größten Wasserprotest in der Geschichte des Landes. Im oberen Usk in Wales stellt das von Jugendlichen geleitete Penpont Project verlorene Uferwaldgebiete wieder her und erstellt eine „lebendige Erinnerungskarte“ des Teileinzugsgebiets. Der beeindruckende Aktivist und Anwalt Paul Powlesland hat eine Gruppe hart arbeitender „Wächter“ für den Fluss Roding in Essex gegründet, motiviert durch „den Glauben, dass der Roding heilig ist, dass er ein Lebewesen ist und dass er Rechte hat“. Jedes Jahr im Januar findet auf der London Bridge eine Segnungszeremonie der Themse statt, die von den Gemeinden Southwark und St. Magnus the Martyr abgehalten wird. An der englisch-walisischen Grenze organisieren und schulen sich Bürgerwissenschaftler gegenseitig, um dem Niedergang des Flusses Wye entgegenzuwirken: „Ein großer Fluss stirbt vor unseren Augen“, so George Monbiot. Die agile, optimistische junge Organisation River Action verklagt die Regierung, um einen politischen Wandel herbeizuführen, und hat ein umfangreiches Flussrettungspaket entwickelt, das normale Menschen dazu befähigen soll, sich für ihre Gewässer einzusetzen: Die Arbeit von River Action basiert auf der Überzeugung, dass „jede Familie, jedes Zuhause und jede Institution ihre Wurzeln in den Flüssen dieses Landes hat“ und dass „die Rettung der Flüsse eine Wahrung der Werte Dankbarkeit, Respekt, Gerechtigkeit, Liebe, Mitgefühl und Ehre bedeutet“.
Flüsse können leicht Schaden nehmen. Doch wenn man ihnen die Chance gibt, heilen sie sich mit bemerkenswerter Geschwindigkeit. Ihr Leben fließt zurück.
Am 2. Oktober 2024 wurde der jahrhundertealte Iron Gate-Staudamm am oberen Klamath River, der von Oregon nach Kalifornien fließt, entfernt. Sein Abriss schloss das größte Staudamm-Projekt in der US-Geschichte ab und war das Ergebnis zwei Jahrzehnte langen Engagements und der Bemühungen von Mitgliedern des Klamath-Stammes, die sich für die Wasserversorgung einsetzten.
Nur wenige Tage später geschah etwas Außergewöhnliches. Eine von Wissenschaftlern installierte Sonarkamera entdeckte einen einzelnen Königslachs, der flussaufwärts zum Laichen wanderte, vorbei an der Engstelle, an der einst der Iron Gate Dam gestanden hatte. Es war der erste Fisch seit über 100 Jahren, der diese Reise unternahm, geleitet von einem uralten Navigationssystem und getrieben von einem unwiderstehlichen Drang.
Mit der Rückkehr der Lachse in Scharen in den Klamath wird auch das Lebensnetz, das sie ernähren, mitkommen. Lachse sind in erster Linie Meereslebewesen; sie transportieren Meeresnährstoffe mit ihren Körpern weit ins Landesinnere, wenn sie zum Laichen kommen. Im oberen Einzugsgebiet schleppen Aasfresser die Kadaver der laichenden Lachse fort, reißen Fleisch und Eingeweide ab und werfen die Skelette weg. Pilze strecken ihre weißen Geisterfinger empor, ziehen die Gräten herunter und zersetzen sie – und geben die Nährstoffe dann an die Wurzeln der Bäume weiter. Über den Fluss ernährt das Meer den Wald.
Ich sah das Sonarbild dieses einzelnen Königslachses – den Vorboten all dessen, was dem Klamath bevorsteht – am Tag seiner Freilassung. Das Bild war, wie Sonarbilder eben sind, körnig, der Fisch nur eine verschwommene Rautenlinie vor unscharfem Hintergrund. Die Schärfe spielte jedoch keine Rolle; allein die Tatsache, dass es geschah, ließ plötzlich ein riesiges Glücksgefühl in mir aufblühen, und die Schwere meiner Seele, unter der ich wochenlang gelitten hatte, begann sich zu lösen.
Ich konnte das Bild des Lachses online nicht wiederfinden, obwohl ich mehrmals danach gesucht habe. Es ist zurück in den Ozean des Internets geschwommen. Vielleicht habe ich es geträumt. Eines weiß ich sicher: Wasser, einmal geheilt, heilt uns im Gegenzug.
Adaptiert aus „Is a River Alive?“ von Robert Macfarlane, erschienen am 1. Mai bei Hamish Hamilton. Um den Guardian zu unterstützen, bestellen Sie Ihr Exemplar unter guardianbookshop.com. Es können Versandkosten anfallen.
Ohne Transparenz gibt es kein Vertrauen
- - -
"Die Verpflichtung zum Widerstand beginnt dort, wo man erstens das Verbrechen und den Katastrophenweg erkennt, und zweitens die Möglichkeit hat, etwas dagegen zu tun" (Kurt Sendtner)
- - -
Reden und diskutieren wir mit Andersdenkenden - Setzen wir uns für unsere Anliegen ein - Demonstrieren wir - Seien wir Ungehorsam - Handeln wir friedlich.