Verschmutzung, Klima, Ernährung - Teil 03
ab Juni 2025


02.06.2025 Lange Schatten der Industriegeschichte

"Die Geschichte der Schweizer Industrie gilt allgemein als eine Erfolgsgeschichte: Wohlstand, Innovation, Bedeutung eines kleinen Landes auf dem Weltmarkt werden ihr zugutegehalten. Auf der Schattenseite erwähnt die Geschichtsschreibung überlicherweise die im 19. Jahrhundert akute "Soziale Frage", die dann aber im Lauf des 20. Jahrhunderts dank Ausbau des Sozialstaates gut gelöst worden sei. Nun erzählt die Historikerin Claudia Aufdermauer eine andere Geschichte der Industrialisierung: Die Geschichte der vergifteten und vergiftenden Schweiz, die Umweltbelastung als langanhaltender Schatten."

Zum Artikel (PDF) aus dem A-Bulletin der zweiten Maihälfte 2025, mit freundlicher Genehmigung des Verfassers Hannes Lindenmeyer


04.06.2025 Kantone könnten bald hochgiftige Insektizide im Wald zulassen

Der Bundesrat schob den Bienenschutz vor. Doch sogar die Imker sind dagegen. Umweltorganisationen und Experten schlagen Alarm.

Im Schweizer Wald dürfen grundsätzlich keine Gifte versprüht werden. Doch in begründeten Ausnahmefällen können Kantone Pestizide trotzdem erlauben. Nun will der Bundesrat die Regelung weiter lockern. Neu sollen auch Biozide in Ausnahmefällen zugelassen werden können. Darunter wären auch Mittel, die so giftig sind, dass ihr Einsatz derzeit in der Landwirtschaft nicht erlaubt ist.

Anlass für die Verordnungsrevision war gemäss Bundesrat die Asiatische Hornisse, welche insbesondere Bienenvölker angreift und ihre Nester im Wald baut. Ihre Ausbreitung soll gemäss Vorschlag in Ausnahmefällen auch durch Biozide gestoppt werden können. Die Bewilligung dafür würde durch die Kantone erteilt.

Doch die Schweizer Imker haben den Einsatz hochgiftiger Stoffe nie gefordert. Sie sind zwar zufrieden, dass sie mit der neuen Verordnung mehr Spielraum im Kampf gegen die Hornisse hätten. Doch auch sie stellen sich vehement gegen die Giftstoffe, die neu erlaubt sein sollen. «Wir sind auch dagegen, dass hochgiftige Stoffe im Wald versprüht werden dürfen», sagt Mathias Götti Limacher, Geschäftsführer des Imkerverbands Apisuisse, gegenüber Infosperber.

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04.06.2025 Verhängnisvoller Stacheldraht in der Unesco-Biosphäre

An vielen Orten in der Schweiz verschandeln Überbleibsel aus dem Zweiten Weltkrieg die Natur. Eine Rückbau-Aktion.

Wenn Samuel Christen nach Feierabend den Hirseggwald hochlief, um weiter oben an den Kalkfelsen knifflige Kletterrouten zu begehen, deren schönste die Locals «Shakira» tauften, regte er sich immer auf. Da standen im natürlich verwilderten Mischwald unweit vom luzernischen Flühli Dutzende von spitzen Eisenstangen, an denen mehrere Linien Stacheldraht verknotet und weiträumig ausgebreitet waren. 

Der «Militärschrott» aus dem Zweiten Weltkrieg rostet hier seit Jahrzehnten vor sich hin und gefährdet Gemsen, Hirsche oder Rehe auf der Suche nach Schutz und Nahrung. «Ich dachte immer, dass irgend jemand diese Drähte schon lange weggeräumt haben sollte, sei es die Armee oder die Jäger», sagt Christen. «Leider gibt es viele solche Hinterlassenschaften im Entlebuch.»

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10.06.2025 Auf dem Weg zu einer radikalen Ökologie

Übersetzung des Artikels aus Anarchism:

Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass wir an einem Wendepunkt der Geschichte stehen.
Unsere kollektive Reaktion auf die globalen Krisen, mit denen wir konfrontiert sind, wird nicht nur über unser Schicksal in den nächsten Jahren, sondern in den kommenden Jahrzehnten – vielleicht sogar im nächsten Jahrhundert – entscheiden. Die Coronavirus-Pandemie war natürlich das dominierende Thema des Jahres 2020, doch die Klimakrise hat im Hintergrund weder Halt gemacht noch an Tempo verloren. Buschfeuer ziehen Jahr für Jahr um den Globus, und die Kipppunkte, ab denen keine Rückkehr mehr möglich ist, überschreiten wir einen nach dem anderen. Die Zeit läuft ab.

Doch dies ist nicht nur eine Zeit existenzieller Angst – es ist auch eine Zeit, die das Potenzial tiefgreifender, transformativer Veränderungen in sich trägt. Dies könnte ein Zeitalter des Überflusses und Wohlstands sein, wenn nur die Früchte unserer kollektiven Arbeit gerecht unter allen Menschen aufgeteilt würden; wenn Gemeinschaften die Freiheit und Autonomie hätten, ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu bestimmen; wenn Arbeiter*innen weltweit die Macht hätten, ihre Energie auf wirklich produktive und erfüllende Arbeit zu richten – nicht auf die sinnlose und entwürdigende Arbeit, die ihnen von der „unsichtbaren Hand des Marktes“ oder dem groben Arm des Staates aufgezwungen wird. Diese Kluft zwischen dem, was ist, und dem, was sein könnte, ist das revolutionäre Potenzial unserer Zeit. Die Möglichkeit einer wirklich sozialistischen und harmonischen Gesellschaft liegt nun in Reichweite – wenn wir nur den Willen und den Mut hätten, sie zu ergreifen.

Dieser Artikel will den Rahmen für eine Debatte schaffen, die geführt werden muss, wenn wir die Klimakrise wirklich angehen wollen. Wir müssen als Anarcho-Kommunistinnen herausfinden, wie unsere Vorstellungen von einer libertären, sozialistischen Revolution mit den materiellen und wissenschaftlichen Bedingungen, die durch den Klimawandel und die Umweltkrise entstehen, vereinbar sind – ohne dabei unser Bekenntnis zu voller und positiver Freiheit für alle Menschen zu gefährden. Wir müssen diese Ideen zuerst als Linke definieren und verteidigen, um eine Vereinnahmung radikaler Klimamaßnahmen durch den „grünen Kapitalismus“ oder „marktorientierte Lösungen“ zu verhindern. Als Anarchistinnen müssen wir jedoch auch Lösungen kritisieren, die vollständig auf aufgeblähte staatliche Bürokratien setzen – wie etwa den Green New Deal –, denn diese behandeln nur einen Teil des Problems.

Dies ist keine Diskussion, die man auf die leichte Schulter nehmen sollte, und wir stellen diese Ideen nicht einfach zur Diskussion. Es handelt sich nicht um eine akademische Übung, sondern um eine ernsthafte Antwort auf eine ernste, greifbare und unmittelbare Bedrohung. Wir behaupten auch nicht, selbst alle Lösungen für diese Krise zu haben – wir wollen lediglich eine Diskussion anstoßen, damit lokal relevante und wirksame Lösungen organisch entstehen können.

Der Dritte Weg: Der anarchistische Ansatz

Konfrontiert mit den beiden gängigen Ansätzen zur Bekämpfung des Klimawandels – grünem Kapitalismus und zentralisierter staatlicher Intervention – fühlen wir Anarchist*innen uns, als stünden wir zwischen Baum und Borke. Eines der Grundprinzipien anarchistischen Denkens ist, dass jeder Staat – auch jene, die sich „sozialistisch“ nennen – ein inhärent gewalttätiges Gebilde ist, das die Individuen, die er regieren soll, entfremdet. Die natürliche Funktion eines Staates besteht darin, Macht in der Gesellschaft zu zentralisieren und zu bürokratisieren – was die Autonomie von Gemeinschaften und Individuen einschränkt und die notwendige lokale Innovationskraft im Umgang mit Krisen hemmt.

Wir lehnen staatlich gelenkte Lösungen also nicht einfach aus Prinzip ab. Das Kernproblem besteht darin, dass der Staat völlig unfähig ist, die spezifischen Probleme jeder einzelnen Gemeinschaft in seinem Zuständigkeitsbereich zu lösen – und deshalb nicht in der Lage ist, auf die lokal unterschiedlichen Dynamiken der Klimakrise zu reagieren. Diese Schwäche ist auf die Zentralisierung und den Autoritarismus zurückzuführen, die dem Staat sowohl in kapitalistischen als auch in sozialistischen Wirtschaftssystemen innewohnen. Zentralisierung bedeutet in diesem Kontext die Konzentration von Entscheidungsgewalt in einer einzigen Institution, die diese Macht nach unten delegiert. Ihr vermeintlicher Vorteil liegt in der Möglichkeit, einheitliche Regeln und Maßnahmen durchzusetzen.

Ein Beispiel wäre die Durchsetzung eines landesweiten Umstiegs auf erneuerbare Energien. In der Realität aber entzieht die Zentralisierung den Menschen und Gemeinschaften ihre politische Autonomie und entfernt sie von den Entscheidungsprozessen, die ihr Leben bestimmen. Statt dass die Menschen vor Ort selbst entscheiden, wie sie ihre Umwelt im Einklang mit ihren Bedürfnissen gestalten wollen, übernimmt das eine zentrale Behörde (z. B. das australische Ministerium für Planung, Industrie und Umwelt). Dies impliziert, dass die Gemeinschaft „nicht besser wisse“, und schafft unnötige Machthierarchien, die zu verschwenderischen und oft schädlichen Ergebnissen führen. Angesichts der Komplexität und Variabilität der Klimakrise müssen unsere Lösungen ebenso flexibel und reaktionsfähig sein – zentralisierte Bürokratien sind dafür weder geeignet noch wünschenswert.

Tatsächlich zeigen Studien, dass Gemeinschaften, die vollständig befähigt sind, demokratische Entscheidungen über Themen zu treffen, die sie direkt betreffen, oft weitaus bessere Umweltverwalter sind als zentrale Behörden. Elinor Ostrom zeigte in ihrem mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Buch Governing the Commons, dass lokale Gruppen – etwa türkische Fischer – nachhaltige, selbstverwaltete Modelle erfolgreich umsetzen können. Das heißt nicht, dass wissenschaftliche Expertise überflüssig sei. Im Gegenteil – um ihr Umfeld effektiv zu verwalten, brauchen Gemeinschaften Wissen. Doch laut Ostrom sind es die Menschen vor Ort, die dieses Wissen am besten anwenden können.

Ähnlich wie Arbeiter*innen am besten ihre eigenen Arbeitsbedingungen regeln können, sind Gemeinschaften am besten in der Lage, ihre Umwelt nachhaltig zu verwalten. Indigene Völker weltweit haben über Jahrtausende ihre Ökosysteme ohne externe „Experten“ oder Regierungen erfolgreich verwaltet – ein Fakt, der zwar oft anerkannt, aber selten wirklich respektiert wird. Wenn wir es ernst meinen mit Dekolonisierung und Antikapitalismus, dann sind dezentrale Verwaltung und anti-hierarchische Demokratie entscheidend für unsere revolutionäre Bewegung.

Ökologie als radikale Wissenschaft

Diese Kritik an Zentralisierung und Bürokratie ist ein zentraler Bestandteil anarchistischer Theorie. Ihre Anwendung auf Umweltzerstörung und Klimakrise basiert auf der Sozialen Ökologie, wie sie von Murray Bookchin begründet wurde.

Wir schlagen vor, dass Bookchins Rahmen eine starke Grundlage für ein modernes Verständnis revolutionären Ökosozialismus bildet. Sein Ansatz versteht Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt nicht als getrennte Bereiche, sondern als miteinander verwobene Elemente einer dynamischen, voneinander abhängigen Ökologie. Effektives Management erfordert ein ganzheitliches Verständnis aller drei Bereiche – so wie auch das Management eines natürlichen Ökosystems auf gegenseitigem Verständnis beruht. Daraus ergibt sich automatisch eine Staatskritik: Selbst sogenannte „demokratische“ oder „arbeitergeführte“ Staaten neigen dazu, die Interessen einer bürokratischen Elite zu sichern. Wirklich demokratische Organisationen entstehen von unten nach oben – sie erkennen die Autonomie von Individuen und Gemeinschaften an und ermöglichen Koordination nur dort, wo sie wirklich notwendig ist, ohne dauerhafte Institutionen der Top-down-Herrschaft zu schaffen.

Bookchin beschreibt, dass dieses Denken viele revolutionäre anarchistische Bewegungen weltweit prägt: „Die Kontrolle über die Organisation liegt immer bei den Basisgruppen, nicht bei den Koordinationsgremien; und alle Aktionen basieren auf Freiwilligkeit und Selbstdisziplin – nicht auf Zwang und Befehl.“ Dieses Modell setzt auf Spontaneität – verstanden als kreative, selbstbestimmte Entwicklung, die auf den Kontext reagiert. Spontaneität bedeutet nicht Chaos, sondern die freie Entfaltung von Projekten, Ideen und Individuen durch Selbstorganisation.

Solche spontanen Prozesse führen zu organischeren, effizienteren Entwicklungen und fördern die innere Befreiung des revolutionären Individuums. Statt einer „Masse“, die von oben gelenkt wird, entsteht eine lebendige, kreative Bewegung, die aus freien, gleichberechtigten Einzelnen besteht.

Da die Klimakrise eine ökologische Krise ist, müssen wir genau diese Prinzipien – Dezentralität, Spontaneität und Anti-Hierarchie – annehmen. Die Komplexität der Klimakrise zeigt sich lokal unterschiedlich: Für Pazifikinseln bedeutet sie Landverlust und Stürme, für Australien Feuer, Flut, Dürre und gesundheitliche Folgen durch Rauch. Eine einzige globale Lösung wird dem nicht gerecht – weder durch den Markt noch durch zentrale Planung.

Ökologie bedeutet Harmonie mit der Natur – nicht nur die Rettung einzelner Arten oder Wälder. Eine ökologische Antwort erkennt an, dass verschiedene Regionen unterschiedliche Energieformen brauchen – Wasser, Sonne, Wind – je nach natürlichen Bedingungen. Allein diese Vielfalt beweist: Ökologie ist eine anarchistische Wissenschaft.

Fazit

Die entscheidende Frage unserer Zeit ist nicht, wie wir auf die Klimakrise, die Coronakrise oder die aktuelle Wirtschaftskrise reagieren sollten. Die wahre Frage ist zweigeteilt:
Erstens, wie können wir das revolutionäre Potenzial dieses historischen Moments nutzen, um die Wurzel all dieser Krisen – den Kapitalismus mitsamt seinen unterdrückenden und zerstörerischen Folgen – anzugreifen?
Und zweitens, wie können wir an seiner Stelle ein System aufbauen, das die Freiheit jedes einzelnen Menschen, jeder Gemeinschaft und jeder Gesellschaft auf der Welt wirklich schützt und verwirklicht?

Zur ersten Frage – dem Abbau des Alten – müssen wir erkennen, dass die revolutionäre Dynamik unserer Zeit eine ungeheure Kraft in sich trägt. Die Kluft zwischen dem, was wir aktuell haben, und dem, was möglich wäre – an Ressourcenreichtum, technologischer Entwicklung und individueller Freiheit – ist so groß geworden, dass sie zu zerbrechen droht. Die Aussicht auf eine post-scarcity-Gesellschaft (eine Gesellschaft ohne Mangel) ist heute nicht mehr nur eine Utopie, sondern eine reale Möglichkeit. Jeder kann sehen, dass unsere moderne Technologie uns eigentlich befreien sollte – nicht unsere Ausbeutung perfektionieren. Jeder spürt, dass genug Nahrung für alle da ist – wenn wir nur die Freiheit und die Mittel hätten, sie gerecht zu verteilen. Wir müssen erkennen, dass der Wandel nicht länger eine Hoffnung, sondern eine Notwendigkeit ist. Wenn wir die Energie und die Hoffnung, die in diesem revolutionären Potenzial liegen, nicht nutzen, wird dieses System über uns zusammenbrechen.

Zur zweiten Frage – dem Aufbau des Neuen – müssen wir kontinuierlich versuchen, die Dynamiken unserer Gegenwart aus der Perspektive der Welt zu verstehen und zu erklären, die wir schaffen wollen. Als Anarchist*innen müssen unsere Antworten auf die akuten Probleme nicht nur praktisch und wirksam sein, sondern sich stets an dem größeren Ziel eines grundlegenden gesellschaftlichen Wandels orientieren – einem Wandel, der auf dem Wunsch nach menschlicher Freiheit, sozialer Gerechtigkeit und materiellem Wohlstand für alle gründet.


23.06.2025 Plastik hat im Gehirn nichts verloren – die Politik schaut weg

"Schuld sind Reifenabrieb, Dünger aus Klärschlamm, Zigarettenfilter und andere Plastikabfälle: Die Verursacher bleiben verschont.

Plastik im Körper: Deutliche Warnsignale

In Gehirnen von Verstorbenen fand man durchschnittlich sechs Gramm Kunststoff-Abfall. Das war in einem US-Bundesstaat. Bei Parlamentarierinnen, Parlamentarier und Gesundheitsbehörden anderer Länder sollten die Alarmglocken schrill läuten. Sie müssten sofort

Erste Studien am Menschen zeigen Zusammenhänge zwischen kleinsten Plastik-Teilchen und Frühgeburten, Entzündungs- sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Zudem sind einige Chemikalien, die Kunststoffen zugesetzt werden und mit ihnen ins Blut gelangen, für den Menschen schädlich – darunter beispielsweise krebsfördernde PFAS und hormonaktive Bisphenol-A und Phthalate.

Tierversuche zeigen: Kleinste Plastik-Partikel können Spermien schädigen, die Fortpflanzung beeinträchtigen, die Lungen- und Darmfunktion stören, das Immunsystem schwächen und Krebsrisiken erhöhen. Gelangen Polyethylen-Teilchen in die Halsschlagader, steigt wahrscheinlich die Gefahr von Herzinfarkten und Schlaganfällen.

Das Bundesamt für Umwelt wiegelt ab: Die Auswirkungen auf die Gesundheit seien noch unklar.

Doch: Warten, bis der Schaden zweifelsfrei belegt ist, wäre fahrlässig. Plastik hat im Gehirn – und in anderen Organen – schlicht nichts zu suchen. Wenn der Beweis der Schäden einmal erbracht ist, wird es längst zu spät sein. Zerfallene Kunststoffe verschwinden nicht einfach wieder aus der Umwelt.

Das Bundesamt für Umwelt verweist auf Verhandlungen über ein internationales Abkommen gegen Plastikverschmutzung, die im August in Genf stattfinden sollen. Konkrete Vorschläge der Schweiz oder Deutschlands sind nicht bekannt."

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25.06.2025 Cornflakes für Kinder werden süsser und fetter anstatt gesünder

Frühstückscerealien sind Zuckerbomben. Wenn die Hersteller den Zuckergehalt senken, packen sie oft mehr Fett hinein.

Von «Eigenverantwortung» keine Spur: 34 Prozent mehr Fett pro Portion, 32 Prozent mehr Salz, 11 Prozent mehr Zucker, weniger Proteine und weniger Nahrungsfasern – das kommt heraus, wenn die Nahrungsmittelindustrie neue Frühstücksflocken für Kinder lanciert. Entgegen den Empfehlungen von Ärzten und Gesundheitsbehörden.

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25.06.2025 Klimasolidarität mindert Kriegskosten und fördert den Frieden

Der Bergsturz kürzlich auf das Walliser Dorf Blatten ist nur der Anfang. Deshalb wappnet sich die Schweiz mit viel Kompetenz gegen die zunehmenden Bedrohungen durch die Erderwärmung. Doch was geschieht mit den ärmeren Regionen der Welt, die stärker betroffen sind? Der Globale Süden braucht dringend Unterstützung zur Vorsorge und Reparatur der Schäden, denn die wachsenden Klimarisiken kennen keine nationalen Grenzen. Investitionen in nichtfossile Energien erhöhen gemäss einer neuen Studie aus Deutschland die geopolitische Sicherheit und senken letztlich die Rüstungsausgaben. Doch der Widerstand dagegen ist heftig. 

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26.06.2025 Insekten verschwinden rasant – auch in Schutzgebieten

Selbst in üppigen tropischen Wäldern nimmt die Zahl der Insekten ab – und damit auch die der Vögel und Reptilien.

Ihm bleibe nichts anderes, als den Verlust zu beklagen, sagt Daniel Janzen, das sei mittlerweile seine Hauptrolle neben seinem Beruf als Evolutionsbiologe. Der Wissenschaftler beobachtet die Insekten an seinem Wohnort in Costa Rica schon sein ganzes Leben lang. Heute mag er sie kaum mehr zählen. Auch andere Wissenschaftler würden am liebsten gar nicht mehr hinsehen.

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01.07.2025 „Selbst wenn wir aufhören zu trinken, sind wir gefährdet“: Teile Frankreichs haben Leitungswasser verboten. Ist das eine Warnung für den Rest Europas?

Übersetzung des Berichts im Guardian

Chemikalien haben die Wasserversorgung von 60.000 Menschen verschmutzt und bedrohen damit die menschliche Gesundheit, die Tierwelt und das gesamte Ökosystem. Aktivisten sagen jedoch, dies sei nur die Spitze des PFAS-Eisbergs.

An einem ruhigen Samstagabend lag Sandra Wiedemann gemütlich auf dem Sofa, als in den Fernsehnachrichten eine Meldung auftauchte: Das Wasser aus ihrem Wasserhahn könnte sie vergiften. Die 36-Jährige, die ihren sechs Monate alten Sohn Côme stillt, lebt in der ruhigen französischen Gemeinde Buschwiller in Saint-Louis, nahe der Schweizer Stadt Basel. Auf einem Hügel unweit der schweizerischen und deutschen Grenze gelegen, fühlt sie sich wie ein sicherer Ort, um ein Kind großzuziehen – geräumige Häuser, umgeben von gepflegten Gärten, eingerahmt vom wilden Juragebirge.

Doch als sie die Nachrichten sah, fühlte sie sich in ihrer Sicherheit bedroht: Wiedemann und ihre Familie benutzen täglich Leitungswasser – zum Trinken, Zähneputzen, Duschen, Kochen und Gemüsewaschen. Nun erfuhr sie, dass Chemikalien, von denen sie noch nie gehört hatte, in ihrem Körper und auf ihrer Haut lauerten und ihrem Sohn möglicherweise schaden könnten. „Ich finde das beängstigend“, sagt sie. „Selbst wenn wir aufhören, es zu trinken, sind wir ihm ausgesetzt und können nichts dagegen tun.“

Am nächsten Morgen eilte sie zum Supermarkt und erwartete ein hektisches Hamsterkaufen im Covid-Stil, doch in den Gängen war es ruhig – die meisten Menschen hatten die Nachrichten nicht gesehen. Drei Tage später landete ein Brief der örtlichen Behörde in ihrem Briefkasten. Trinkwasser sei für Kinder unter zwei Jahren, schwangere oder stillende Frauen und Menschen mit geschwächtem Immunsystem verboten, hieß es darin. Derselbe Brief landete in den Briefkästen von etwa 60.000 anderen Menschen in elf Gemeinden. Der Ansturm auf die Supermärkte begann.

In Saint-Louis gilt derzeit das größte Verbot für Leitungswassertrinken in der Geschichte Frankreichs. Die gefährdeten Bewohner müssen sich mindestens bis Jahresende auf Flaschenwasser verlassen. Bis dahin hoffen die Behörden auf die Installation von Wasserfilteranlagen. Tests des örtlichen Leitungswassers zeigten, dass der Gehalt an PFAS – „ewigen Chemikalien“, die mit Krebs, Immunschwäche und Fortpflanzungsproblemen in Verbindung gebracht werden – das Vierfache des empfohlenen Grenzwertes erreicht hatte. Die Regale waren leer, da Familien sich beeilten, Wasserflaschen zu horten, um ihre Lieben zu schützen.

Die Ursache war ein Löschschaum, der seit den 1960er Jahren am Flughafen eingesetzt wurde und erst 2017 abgesetzt wurde, heißt es in der gemeinsamen Erklärung der lokalen Behörden und der regionalen Gesundheitsbehörde. Giftige Rückstände des Schaums blieben zurück und gelangten über den Boden ins Trinkwasser und in die Körper der Menschen – wahrscheinlich über Jahrzehnte.

Doch die Situation in Saint-Louis könnte nur der Anfang von Trinkwasserverboten in ganz Europa sein. Ab Januar wird die EU neue Grenzwerte für den PFA-Gehalt durchsetzen. Da in Europa mehr als 2.300 Standorte die neuen Grenzwerte überschreiten, ist das Verbot in Frankreich laut Experten lediglich ein Vorbote weiterer drohender Folgen.

„Ich denke, wir stehen erst am Anfang“, sagt Séverine Maistre, die in Saint-Louis lebt und früher in klinischen Arzneimittelstudien tätig war. Sie glaubt, dass man PFAS findet, wenn man sie sucht. „Derzeit sprechen wir von Spitzenwerten hier und da … [Aber die Chemikalien] werden in Frankreich überall zu finden sein. Dasselbe wird in Deutschland, der Schweiz, Großbritannien und überall sonst der Fall sein.“

Einen Monat nach dem Eintreffen der Briefe in Saint-Louis hat die Panik nicht nachgelassen. Im Supermarkt bezahlt ein Mann einen Einkaufswagen voller Wasserflaschen, und auf der Kasse erscheint ein Wert von 68 Euro (58 Pfund). Dutzende andere Menschen tragen Wasserflaschen mit ihren Einkäufen hinaus.

„Auch wenn wir nicht geschwächt sind, haben wir Angst“, sagt eine 70-jährige Frau, die anonym bleiben möchte. „Wir sind terrorisiert – es geht um Wasser, ohne das wir nicht leben können.“

Clement Luake, ein langjähriger Mitarbeiter des Supermarkts Leclerc in Saint-Louis, sagt, so etwas habe er in seinen 30 Jahren dort noch nie erlebt. „Es war gewaltig“, sagt er. Normalerweise lädt er jede Woche 63 Paletten Wasser in die Regale, jetzt sind es über 120. „Jede Woche kommen vier Lastwagen“, sagt Luake, während ihm ein Kollege hilft, große Flaschen in die Regale zu hieven.

Die lokalen Behörden schätzen, dass in der Region Haut-Rhin fast 3.000 Menschen zu den gefährdeten Gruppen gehören. Jede erhält eine einmalige Zahlung von 80 Euro zur Deckung der Kosten für Flaschenwasser. Doch für Menschen wie Wiedemann geht die Bedrohung weit über eine Entschädigung hinaus. „Es betrifft nicht nur sensible Menschen – PFAS suchen sich nicht aus, wen sie angreifen“, sagt sie. Wiedemann zog 2020 in die Region und hatte seitdem zwei Fehlgeburten. Bei ihr wurde Endometriose diagnostiziert, nachdem sie zunehmend schmerzhafte Perioden hatte.

„Die gesundheitlichen Probleme begannen, als ich hier ankam. Ich frage mich, ob es einen Zusammenhang gibt, aber ich konnte ihn nie beweisen“, sagt sie. Andere haben ähnliche Bedenken. Viele trinken seit Jahrzehnten unwissentlich verunreinigtes Wasser.

PFAS – kurz für Per- und Polyfluoralkylsubstanzen – bezeichnet Tausende von Chemikalien, die wegen ihrer antihaftbeschichteten, unzerstörbaren Eigenschaften geschätzt werden. Sie werden in vielen verschiedenen Produkten verwendet, von Bratpfannen über wasserdichte Jacken und Lebensmittelverpackungen bis hin zu Feuerlöschschäumen und Elektronik. Sie zersetzen sich nicht auf natürliche Weise und können jahrhundertelang in der Umwelt verbleiben. Heute sind sie im Blut fast aller Menschen auf der Erde nachweisbar.

Es finden keine offiziellen Bluttests der Anwohner statt, um die möglichen gesundheitlichen Auswirkungen zu ermitteln. Bruno Wollenschneider, Vorsitzender der Adra (Association de Défense des Riverains de l'Aéroport de Bâle Mulhouse) – einer 200 Mitglieder umfassenden Anwohnervereinigung – organisierte eigene Tests und schickte zehn Blutproben von Adra-Mitgliedern an ein Labor.

Die Person mit dem höchsten Wert hatte 22 Mikrogramm pro Liter (mcg/l) Blut. Der Durchschnitt lag bei 14,9 mcg/l, womit die Bevölkerung von Saint-Louis laut Gesundheitsdaten langfristige gesundheitliche Beeinträchtigungen möglich aus dem Jahr 2019 zu den am stärksten kontaminierten 5 bis 10 % in Frankreich gehören würde. Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit sind bei Werten über 6,9 mcg/l Blut . „Der Staat ist da, um uns zu schützen“, sagt Wollenschneider. „Hätten die Behörden die Menschen gewarnt, hätten wir uns selbst schützen können, anstatt weiterhin Wasser zu trinken.“

Um das Problem zu beheben, plant die Kommune die Installation neuer Wasseraufbereitungsanlagen. Die Kosten hierfür betragen 20 Millionen Euro. Deren Betrieb kostet jährlich weitere 600.000 Euro. Ab 2026 werden die Wasserrechnungen voraussichtlich steigen, um die Kosten zu decken.

Pfas in der Wasserversorgung stellen nicht nur ein Risiko für die menschliche Gesundheit dar, sondern bedrohen auch ganze Ökosysteme. Denn Chemikalien reichern sich im Gewebe von Wasserorganismen auf ähnliche Weise an wie beim Menschen.

In North Carolina leiden Alligatoren an nicht verheilten und infizierten Wunden, im Nordpazifik schlüpfen immer weniger Meeresschildkröten, und in Wisconsin bekommen Baumschwalben keinen Nachwuchs. Selbst in abgelegenen Gebieten wie der Arktis leiden Klappmützenrobben und ihre Jungen an Schilddrüsenproblemen waren. Forscher fanden heraus, dass all diese Tiere hohen PFAS-Belastungen ausgesetzt.

Mehr als 600 Arten auf allen Kontinenten sind gefährdet. Dies geht aus einer Karte hervor, die das Auftreten schädlicher Chemikalien in Ökosystemen weltweit veranschaulicht. Die Auswirkungen wirken sich auf das gesamte Ökosystem aus: Empfindliche Arten könnten zurückgehen, während tolerante Arten besser dastehen, was die Funktionsweise von Ökosystemen verändern kann.

Im Zentrum der Krise steht der Flughafen Basel-Mühlhausen-Freiburg – zwei Kilometer vom Supermarkt entfernt –, ein internationales Drehkreuz für Passagiere aus Frankreich, Deutschland und der Schweiz. Mehr als hundert Mal am Tag ist das Geräusch startender Flugzeuge zu hören.

Das neue Terminal erstreckt sich über den Boden, auf dem jahrzehntelang PFAS-haltige Löschschäume eingesetzt wurden, da diese wirksam gegen Kerosinbrände sind. Bis zu 15 Meter darunter befindet sich das Grundwasser, in das diese Chemikalien sickern. Wollenschneider hat sein ganzes Leben lang nur fünf Minuten vom Flughafen entfernt gewohnt. Als Leiter der 1988 gegründeten Adra, die sich gegen den Flughafenausbau einsetzt, kämpft er nun an einer persönlicheren Front: für sauberes Trinkwasser.

„In Frankreich hatten wir Vertrauen ins Wasser – doch dieses Vertrauen ist zerstört“, sagt Wollenschneider. „Die Behörden haben uns belogen, sie haben uns ausgetrickst“, sagt er und verweist darauf, dass die Behörden die Bevölkerung jahrelang nicht über die PFAS-Verunreinigung informierten, nachdem diese erstmals in Regierungsdaten identifiziert wurde. Er führt den Kampf um Informationen an und kämpft dafür, dass der Flughafen die 20 Millionen Euro teuren Sanierungskosten übernimmt.

„Der Flughafen trägt die Verantwortung. Wasser ist ein öffentliches Gut. Gesetzliche Maßnahmen, die die Behörden zum Handeln zwingen und den Flughafen zur Kasse bitten, sind das Letzte, was wir tun können – wir haben keine andere Wahl“, sagt er. Er glaubt, dieser Fall könnte einen Präzedenzfall schaffen. „Es ist das erste Mal in Frankreich, dass ein Verkehrsflughafen nachweislich für die Umweltverschmutzung verantwortlich ist. Es dürfte weitere geben“, so Wollenschneider.

Derzeit gibt es in Europa keine gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte für PFAS im Trinkwasser. Das ändert sich jedoch im Januar 2026 , wenn die EU einen Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter einführt. Die Beschränkungen in Saint-Louis wurden im Vorgriff auf diesen Grenzwert eingeführt. Die Unruhen in dieser Ecke Frankreichs sind ein Vorgeschmack auf das, was anderswo passieren könnte, und werfen zudem die Frage auf, wer die Kosten für eine möglicherweise sehr teure Sanierung tragen wird.

In ganz Europa sind laut der „ Forever Pollution Map“ , die vom französischen Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung (CNRS) verwaltet wird, mehr als 23.000 Standorte mit PFAS kontaminiert – sei es in Wasser, Boden oder lebenden Organismen. 2.300 dieser Standorte liegen über dem zulässigen Wert der bevorstehenden EU-Verordnung und gelten als gefährlich.

Die kontaminierten Standorte erstrecken sich über ganz Europa. In Frankreich gibt es 34 Gemeinden, in denen der PFAS-Gehalt im Trinkwasser den neuen EU-Grenzwert überschreitet. Allein in der Region Lyon trinken 160.000 Menschen in 50 Städten Wasser, das die neuen EU-Grenzwerte überschreitet. Im italienischen Venetien waren bis zu ausgesetzt 350.000 Menschen PFAS aus einer Chemiefabrik, die von 1964 bis 2018 in Betrieb war. Im belgischen Antwerpen weist etwa die Hälfte der Menschen, die im Umkreis von fünf Kilometern einer Fabrik des multinationalen Konzerns 3M leben, erhöhte PFAS-Werte im Blut auf.

In Saint-Louis deuten Aufzeichnungen darauf hin, dass die staatliche Grundwasserbehörde laut CNRS-Daten bereits 2017 hohe PFAS-Werte im Wasser festgestellt hat. Mehrere Behörden hatten Zugriff auf diese Daten, doch offenbar wurde nicht darauf reagiert.

Thierry Litzler, Vizepräsident des Stadtgebiets Saint-Louis und zuständig für die Wasserversorgung des Bezirks, sagte, er habe im Oktober 2023 von hohen PFAS-Werten im Wasser erfahren . „Von dem Moment an, als wir die Information hatten, ging alles sehr schnell“, sagt er.

Auf die Frage, warum Informationen aus dem Jahr 2017 nicht an sein Büro weitergeleitet wurden, sagt er: Zu wissen, warum ein staatlicher Dienst vor mehr als acht Jahren etwas getan – oder nicht getan – hat, ist für mich nicht Gegenstand des Augenblicks … Ich habe nicht das Recht, heute darüber zu urteilen.“

Er glaubt, dass die Regierung nun schneller handeln wird, da ein Fahrplan vorliegt. „Wir waren die Ersten. Wir waren die Pioniere – damals musste unsere Behörde warten, wir hatten keine Handlungsanweisungen“, sagt Litzler.

Gegen den Flughafen laufen weder Straf- noch Zivilverfahren, da die damals verwendeten Schäume zertifiziert waren. Manuela Witzig, Leiterin für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit am Flughafen, erklärte, man arbeite „mit den zuständigen Behörden zusammen, die den Fall untersuchen“. Untersuchungen und Sanierungsarbeiten seien im Gange, um die kontaminierten Bereiche zu ermitteln. Sie fügte hinzu, der Flughafen beabsichtige, sich finanziell an der Lösung der Situation zu beteiligen, nannte aber keine Einzelheiten.

Was sich in Saint-Louis abspielt, ist erst der Anfang eines europaweiten Kampfes gegen die Wasserverschmutzung, sobald die EU-Vorschriften in Kraft sind. Immer mehr Stimmen fordern einen vollständigen Ausstieg aus PFAS . Gleichzeitig mobilisieren Menschen in ganz Frankreich, um die Behörden zu fordern, Informationen über PFAS zu veröffentlichen, ihre Gesundheit zu priorisieren und die Verschmutzer zur Rechenschaft zu ziehen. „Wir sind nicht isoliert“, sagt Wollenschneider.

Dieser Artikel wurde am 1. Juli 2025 geändert. In einer früheren Version wurde der griechische Buchstabe „mu“ als Teil der Abkürzung für Mikrogramm verwendet. Aufgrund eines technischen Problems kann dieses Zeichen jedoch auf einigen Geräten nicht dargestellt werden. Stattdessen wurde die Abkürzung „mcg“ verwendet.

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Weitere Berichte zum Thema Aussterben finden Sie hier . Folgen Sie den Biodiversitätsreportern Phoebe Weston und Patrick Greenfield in der Guardian-App für weitere Naturberichte.


02.07.2025 Klimawandel: Eine unwillkommene Zukunft

Übersetzung des Artikels von John Michael Greer:

Die Reaktion des Publikums auf meine letzten beiden Essays hat mich ziemlich überrascht. Vor anderthalb Monaten – ist es schon so lange her? – habe ich den ersten von zwei Teilen eines Essays zum Klimawandel veröffentlicht. Darin habe ich drei Punkte aufgelistet, die beide Seiten der heutigen Klimadebatten hoffnungslos falsch verstehen, und das „Krisenmanagementmodell“ untersucht: das System, mit dem unsere Führungsschicht Krisen ausnutzt, anstatt den Menschen sinnvoll bei der Bewältigung ihrer Folgen zu helfen. Ich hatte mit schreienden Ausbrüchen auf beiden Seiten gerechnet und war ziemlich überrascht, als ich von rechts ein paar höfliche, pro forma Einwände erhielt, von links aber so gut wie nichts.

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03.07.2025 „Wir dachten, wir hätten die Zahlen falsch verstanden“: Wie ein unberührter See die höchsten jemals gemessenen Werte an „ewigen Chemikalien“ aufwies

Übersetzung des Artikels im Guardian

Der Holloman Lake war ein Paradies für Wildtiere und schien ein idealer Campingplatz zu sein. Doch seltsamer Schaum am Ufer entpuppte sich als mehr als nur eine Kuriosität – und offenbarte die alarmierende Art und Weise, wie sich Chemikalien dauerhaft durch Ökosysteme bewegen.

Jahrelang nahm Christopher Witt Vogelbeobachter mit zum Holloman Lake in der Chihuahua-Wüste, nahe der Route 70 in New Mexico . Am Vormittag brannte die Sonne herunter, während sie sich im spärlichen Schatten des Vans zusammenkauerten. Außer ein paar Salzzedern am Nordufer des Sees gab es keine Bäume. Doch die Unannehmlichkeiten spielten keine Rolle, als die Wanderfalken auftauchten und durch den Himmel schnitten. „Es war schwer, diesen Ort zu verlassen“, sagt Witt.

Der See – 1965 als Teil eines Abwassersammelbeckensystems für den Luftwaffenstützpunkt Holloman angelegt – ist eine ungewöhnliche Oase. Abgesehen von kleinen Teichen für das Vieh ist er das einzige Gewässer im Umkreis von Tausenden von Quadratkilometern in einer ansonsten kargen Landschaft. Witt sagt jedoch, der Schaum, der sich am Rand bildete, habe immer etwas Seltsames an sich gehabt. „Aber ich habe das Zeug erst gesehen, als ich es wusste.“

Hier wohnen nur wenige Menschen, aber diejenigen, die es tun, genießen den See. Online wurde er als „ kostenloses, unkompliziertes Camping-Erlebnis“ angepriesen. An Wochenenden sah man bis zu 20 Leute am Südufer zelten und grillen.

Im Jahr 2009 wurden Pläne für den Bau eines Pavillons, eines Strandbereichs und von Naturpfaden ausgearbeitet, um mehr Menschen für die Gegend zu begeistern. Doch das änderte sich 2017, als die Behörden entdeckten, was sich im Wasser befand.

Seitdem zeichnet sich ein alarmierendes Bild über das Ausmaß der chemischen Kontamination des Holloman Lake ab. Im vergangenen Monat zeigte eine von Witt mitverfasste Studie, dass der Standort die höchste jemals in der Fachliteratur dokumentierte PFAS-Konzentration in Wasser und Pflanzen aufweist. Jeder Teil des Ökosystems ist mit diesen „ewigen Chemikalien“ gesättigt, darunter Boden, Algen, Wirbellose, Fische und Reptilien.

PFA, die Abkürzung für „Per- und Polyfluoralkylsubstanzen“, sind Tausende künstlich hergestellte Chemikalien, die wegen ihrer Wasser-, Hitze- und Fettbeständigkeit geschätzt werden. Dieselben Eigenschaften, die sie in Industrie- und Verbraucherprodukten so nützlich machen, machen sie so schädlich, wenn sie in die Umwelt gelangen und dort Hunderte von Jahren überdauern können.

Witts Vogelbeobachtungsplatz entwickelte sich zu einem „natürlichen Feldlabor“, um zu verstehen, wie sich Chemikalien nachhaltig auf Ökosysteme auswirken. Er ging nicht mehr nur zum Vogelbeobachten dorthin, sondern widmete sich als Professor für Biologie an der University of New Mexico dem Studium der Gegend. „Ehrlich gesagt versuche ich, nicht zu viel Zeit dort zu verbringen“, sagt er. „Man kann einige dieser PFAS-Verbindungen durch Hautkontakt aufnehmen und über die Luft und den Staub einatmen.“

Als die PFA-Ergebnisse aus dem Labor zurückkamen, ging Witt davon aus, dass es sich um einen Fehler handelte. „Wir konnten keine vergleichbaren Substanzen für diesen Kontaminationsgrad finden“, sagt er. „Die Größenordnungen, mit denen wir es zu tun hatten, waren absolut schockierend. Wir dachten, wir hätten bei der Umrechnung der Einheiten etwas falsch gemacht.“

Doch die Zahlen stimmten. Bei 23 getesteten Vogel- und Säugetierarten lagen die durchschnittlichen PFAS-Konzentrationen bei Zehntausenden von Teilen pro Milliarde, wie Untersuchungen aus dem Jahr 2024 ergaben . Zum Vergleich: 2019 wurden in Clovis, New Mexico, Tausende von Milchkühen getötet, weil ihre Milch mit weniger als sechs Teilen pro Milliarde kontaminiert war.

Die Hauptursache der Kontamination ist der Feuerlöschschaum, der seit etwa 1970 bei Trainingsübungen der US-Luftwaffe am Standort Holloman eingesetzt wurde. Das am stärksten kontaminierte Einzeltier der Studie aus dem Jahr 2024 war ein Exemplar einer Weißfußmaus aus dem Jahr 1994 , was zeigt, dass die Kontamination seit Jahrzehnten hoch war.

Ein totes Keilschwanzregenpfeiferküken wurde neben seinem Nest auf dem Boden in der Nähe des Sees gefunden. Es wurde zur Untersuchung ins Labor geschickt, und sein Gewebe wies laut der Studie aus dem Jahr 2025 die höchste jemals bei einem Vogel gemessene PFAS-Konzentration auf.

Die Enthüllungen über PFAS im Seewasser lösten Klagen des Umweltministeriums von New Mexico gegen das Militär aus. In den USA laufen derzeit über 9.000 Gerichtsverfahren im Zusammenhang mit der Produktion oder Freisetzung von PFAS.

Für Witt und andere Forscher vor Ort stand die wissenschaftliche Untersuchung jedoch erst am Anfang. Er beschreibt den aktuellen Forschungsstand als ein „Sammelsurium verschiedener Studien“, die alle zu dem Schluss kommen, dass wir noch nicht genug darüber wissen, wie sich PFAS weltweit durch Nahrungsnetze bewegen und welche Auswirkungen sie auf die Tierwelt haben könnten.

Mittlerweile mehren sich die Beweise für die Auswirkungen von PFAS auf die Tierwelt.

In Michigan schwimmt ein Blaukiemenfisch nach PFAS-Exposition langsamer , was darauf schließen lässt, dass er körperliche oder neurologische Schäden davonträgt. Dreizehenmöwen, die den Schadstoffen ausgesetzt sind, entwickeln Schilddrüsenfunktionsstörungen und hormonelle Ungleichgewichte. Meeresschildkröten in kontaminierten Gebieten Australiens bringen Jungtiere mit deformierten Schuppen und gesundheitlichen Problemen zur Welt. Mississippi-Alligatoren in North Carolina sind anfälliger für Infektionen zeigen , während Delfine in South Carolina Anzeichen chronischer Entzündungen .

Mehr als 600 Arten auf allen Kontinenten sind gefährdet, wie eine Karte der Environmental Working Group (EWG) zeigt, die veranschaulicht, wie schädliche Chemikalien in die Ökosysteme gelangen. Als sie mit der Kartierung der Forschung begannen, „dachten wir: ‚Das wird ein schnelles Monatsprojekt‘ – dann merkte man schnell, dass es Hunderte und Aberhunderte von Studien gibt“, sagt David Andrews, kommissarischer wissenschaftlicher Leiter der EWG. „Es stellte sich als erheblicher Arbeitsaufwand heraus.“

Es ist wahrscheinlich, dass diese Chemikalien neben dem Klimawandel und dem Verlust von Lebensräumen einen zusätzlichen Stressfaktor darstellen, der die Arten bedroht. „Diesen Chemikalien kann man nicht wirklich entkommen – man kann ihnen nicht einfach aus dem Weg gehen“, sagt Andrews.

Gesundheitsschäden beim Menschen, wie Krebs, Hormonstörungen und Störungen des Immunsystems, werden zunehmend gut dokumentiert. Studien zeigen Parallelen zu Wildtieren. „Wir beobachten ein sich überschneidendes Muster gesundheitlicher Schäden sowohl beim Menschen als auch bei den untersuchten Wildtierarten“, sagt Andrews. Da Probennahmen weltweit günstiger und leichter zugänglich werden und mehr Tests durchgeführt werden, werde sich die Karte der PFAS in Wildtieren weiter ausdehnen, sagt er.

Die Anreicherung von PFAS in Wildtieren wirft auch Fragen für diejenigen auf, die jagen oder Wildfleisch essen. Am Holloman Lake wäre selbst ein einziges Gramm Entenfleisch aufgrund der durchschnittlichen PFAS-Konzentrationen zu giftig für den sicheren Verzehr. Dennoch ist dies nach wie vor ein beliebtes Jagdgebiet.

Forscher testen 400 Enten im ganzen Bundesstaat, um herauszufinden, ob Schadstoffe von Hotspots wie Holloman auf andere Feuchtgebiete überspringen. Die vorläufigen Ergebnisse seien „besorgniserregend“, so Witt, und zeigten eine weitverbreitete Kontamination. Das könnte daran liegen, dass Enten aus Gebieten wie Holloman die Schadstoffe verbreiten, an anderen kontaminierten Standorten in den USA oder an einer Kombination aus beidem. „Wenn man Wildentenfleisch isst, wahrscheinlich überall in Nordamerika, ist man ein Risiko“, sagt er.

Anstatt Vögel zu beobachten, mischt sich Witt nun in Tarnkleidung unter Jäger und fängt Enten, andere Vögel und Säugetiere, um sie auf PFAS zu testen. „Ich habe da wirklich zwiespältige Gefühle; es ist ein wunderschöner Ort mit so viel Artenvielfalt und doch so problematisch“, sagt Witt. „Ich muss dringend herausfinden, was mit den Vögeln dort passiert.“

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